Geburtsbericht - Familie Holzmüller

 

Es war bereits unsere zweite Geburt im Geburtshaus Idstein. Unser erster Sohn erblickte vor ca. 5 Jahren ebenfalls hier das Licht der Welt auf sanfte Art und Weise.

Uns war für die Geburt wichtig das wir individuell betreut werden und wir die Hebammen, die sich um uns kümmern kennen.

Eine Geburt ist eine natürliche Sache und ich wollte der Natur wieder eine Chance geben. Nicht der Krankenhausalltag sollte meine Geburt steuern, sondern unser Baby.

Bereits in der Schwangerschaft habe ich die individuelle Betreuung durch die Hebammen, sehr schätzen gelernt. Viele Vorsorgeuntersuchungen haben die Hebammen im Geburtshaus vorgenommen und dadurch konnte ich das ganze Team kennenlernen. Für mich war es sehr entspannend, keine langen Wartezeiten und jederzeit war ein Ansprechpartner für mich da. Egal welches Problem ich hatte, auch an Sonntag oder am Feiertag.

Die Geburt an sich, zeigte sich am 03.01.2011 so gegen 17 Uhr. Um diese Uhrzeit hatte ich die ersten leichten Wehen, im ca. 5 -10 min Abstand. Die konnte ich noch ganz gut veratmen. Als mein Mann kurz nach 17 Uhr nach Hause kam und seinen Feierabend genießen wollte, meinte ich nur das wohl noch Arbeit auf uns zu kommt.
Ich habe dann erst mal die diensthabende Hebamme Vivian angerufen. Mit Ihr habe ich abgesprochen, dass ich noch ein Bad nehme und mich später noch mal melde.
Das Bad tat mir gut und gegen 19 Uhr haben wir wieder telefoniert, die Wehen wurden langsam stärker, waren aber noch aushaltbar. So gegen 20 Uhr wollten wir zum Geburtshaus kommen, damit sie mich untersuchen konnte.
Kurz darauf wurden die Wehen, aber so stark das ich sie nicht mehr lautlos veratmen konnte. Um unseren großen Sohn nicht zu erschrecken, haben mein Mann und ich uns um kurz nach 19:30 Uhr auf den Weg zum Geburtshaus gemacht. Gut das die Oma noch zu Besuch war.
Im Geburtshaus angekommen, haben wir noch einen Geburtsvorbereitungskurs etwas gestört. Wir hatten uns, wie schon bei der ersten Geburt für den Wassergeburtsraum entschieden. Mein Mann hat das Bett bezogen und wir sind in Ruhe in den Raum „eingezogen". Der Raum strahlte Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit aus, hier war ich für die Zeit der Geburt „zu Hause".
Vivian unsere Hebamme kam bald dazu und untersuchte mich in Ruhe. Alles war in Ordnung und bereit für unseren zweiten Sohn.
Die Wehen wurden stärker und ich musste mich hinstellen und an der Wanne festhalten. Vivian kontrollierte den Muttermund und meinte sie rufe jetzt mal Katja an, da ich ein ganz schönes Tempo vorlegen würde.
Die Wehen überkamen mich immer stärker und die Massage im Rücken durch Vivian tat gut. Wir entscheiden dann zusammen, dass die Wanne jetzt guttun könnte und das tat sie erst mal auch, in ihr hatte ich die Chance mich noch mal kurz zu entspannen und schon kamen die Presswehen. Sie überrollten mich regelrecht, mein armer Mann konnte seine Hand ein paar Stunden nach der Geburt aber wieder ordentlich bewegen...
Vivian kontrollierte die Herztöne und den Muttermund, leider hatte sich der äußere Muttermund nicht vollständig geöffnet, so das das Köpfchen nun gegen einen 1cm Muttermund gepresst wurde und es nicht weiterging.

Ich wollte nicht mehr, Vivian und Katja (die irgendwann zwischendurch gekommen war) sprachen mir Mut zu und halfen mir die Wehen nach oben weg auszuatmen, solange der Muttermund noch verhinderte das das Köpfchen weiter rutschen konnte. Wieder kam eine Welle über mich und alles drückte nach unten. Der Muttermund war nun außerhalb der Wehe offen, aber in der Wehe drückte er sich immer wieder vor das Köpfchen, Vivian half auch hier sanft und drückte ihn etwas beiseite nun ging alles sehr schnell und heftig. Mit aller Kraft und Hilfe von allen, wechselte ich nochmal die Position in die Hocke in der Wanne und dann kam mein Sohn. Der Kopf war draußen und leider hatte er auch eine Hand mit nach vorne gestreckt, so das er sich nochmal etwas drehen musste, aber auch das haben wir gemeinsam hinbekommen. Dann war er endgültig da, ich legte mich erschöpft in der warmen Wanne hin und unser kleiner Taucher wurde mir auf die Brust gelegt und kam langsam auf der Welt an.
Es war wieder ein tolles Gefühl, ein Wunder der Natur, ein unglaublicher Moment, den mein Mann und ich ganz in Ruhe genießen konnten.

Als die Nabelschnur auspulsiert war, durfte sie mein Mann abtrennen. Dann wurde Sebastian kurz untersucht und durfte erst mal an Papas Brust um sich von der Geburt erholen. Ich bin dann aus der Wanne und habe mich ins Bett gelegt. Sebastian war gut bei Papa aufgehoben und so kümmerten sich Viviane und Katja erst mal um mich, die Plazenta wollte sich nicht gleich lösen und aber auch hier strahlten beide Ruhe aus und wir ließen der Natur ihren Lauf, mit Zeit und einem Positionswechsel und ich glaube etwas Homöopathie, löste sie sich dann auch noch.

Bei der Geburt war ich leicht eingerissen, dieses wurde von beiden professionell versorgt. Dann wurde Sebastian vermessen und gewogen, um dann wieder zu mir zu kommen. Die beiden Hebammen ließen uns allein und wir hatten Zeit unseren Sohn kennenzulernen.

Wir fühlten uns während und nach der Geburt toll betreut. Vivian und Katja haben dafür gesorgt, das die Geburt so verlief, wie es unser Baby wollte. Ich konnte alles um mich ausblenden und mich nur auf mich und mein Baby konzentrieren. Alles war ruhig und friedlich, niemand störte uns und die Geburt. Ich glaube das ist unheimlich wichtig, es ist so ein intimer Moment, den man nicht mit jedem teilen möchte und in dem jede Störung den ganzen Rhythmus durcheinander bringt. Ist ja in anderen intimen Momenten auch nicht anders, oder ?

Im Krankenhaus kann so etwas nicht gewährleistet werden, immer ist da jemand anders der kommt, oder aber keiner hat Zeit und man ist ganz allein, Geräusche die stören und Hektik und Krankenhausmechanismen die einfach greifen, egal ob man es will oder nicht. Dort hat man nicht die Zeit individuell auf jede Geburt einzugehen, hier geht es nach anderen Regeln.