Geburtsbericht - Familie Galster

 

Bevor ich zum Ablauf der Geburt komme, muss ich noch kurz erwähnen, dass mein Mann und ich uns auf diesen Tag in einer sehr intensiven Weise zu zweit vorbereitet haben, da dies die Geburt sehr beeinflusst hat. Hierfür haben wir einen HypnoBirthing-Kurs als Geburtsvorbereitung besucht.

Dies können wir nur wärmstens weiterempfehlen. Der Name des Kurses klingt zwar zunächst sehr befremdlich, doch wenn man sich ein wenig mit den Inhalten beschäftigt, ist bald klar, dass es hier nicht um Hypnose geht. Ich denke, Tiefenentspannung trifft es eher. Das Besondere an diesem Kurs ist, dass er darauf abzielt, die Gebärende und ihren Geburtspartner dazu zu befähigen, eine möglichst eigenbestimmte Geburt, mit so wenigen Einflüssen von außen wie möglich zu erleben. Um dies realisieren zu können schien für uns das Geburtshaus der richtige Ort. Hier mussten wir unsere Geburtswünsche nicht groß erklären, da sie ohnehin Teil des Konzepts sind. Um ein paar Beispiele zu nennen: uns war es wichtig, dass die Nabelschnur nicht sofort durchtrennt, sondern gewartet wird, bis sie auspulsiert ist (ca. 20 Min.). Außerdem wollten wir keine unnötigen Medikamente oder ein dauerhaft angebrachtes CTG-Gerät. Und das aller Wichtigste: wir wünschten uns viel Ruhe und Zeit für unsere Geburt, mit einer Hebamme, die uns von Beginn bis zum Ende hindurchbegleitet. Uns wurde nach einigen Klinik-Besichtigungen schnell klar, dass wir unsere Vorstellung von einer natürlichen Geburt nur zu Hause oder im Geburtshaus realisieren können. Ich muss jedoch gestehen, dass ich zu Beginn der Schwangerschaft ganz selbstverständlich davon ausgegangen bin, dass es das einzig richtige ist, das Kind in einer Klinik zu gebären, da hier für den Notfall immer ein Arzt und ein ganzes medizinisches Team bereitstehen. Die Idee meines Mannes in ein Geburtshaus zu gehen überraschte mich regelrecht, da mir überhaupt nicht mehr bewusst war, dass es noch Alternativen zu einer Klinikgeburt gibt. Und dafür bin ich wirklich dankbar. Denn umso länger ich mich mit dem kleinen Menschen in meinem Bauch beschäftigt habe, desto mehr wuchs der Wunsch in mir, ihm einen entspannten Start ohne jegliche Eingriffe in sein Leben zu ermöglichen. Eben so natürlich wie möglich. Und da während der Schwangerschaft alles wunderbar verlief, sprach nichts dagegen.

Am Morgen des 14. Septembers 2014, ein Sonntag, spürte ich, dass sich unser Baby heute auf den Weg gemacht hat. Es waren noch 4 Tage bis zu dem errechneten Termin, also alles im Zeitplan. Für diesen Fall hatten wir vom Geburtshaus eine Rufbereitschaftsliste der Hebammen bekommen, auf der wir sehen konnten, dass heute Katja eingeteilt war. Schön war, dass wir alle Hebammen vorab einige Male zu Vorsorgeterminen oder auch zur Akkupunktur gesehen haben, also kannte ich Katja schon.
Wir riefen sie um 8 Uhr an und schilderten den Stand der Wehen. Gegen halb eins kam sie bei uns vorbei und untersuchte mich zu Hause. Das war prima, da wir in Hünfelden gewohnt haben und so nicht umsonst nach Idstein fahren mussten. Denn die Geburt hatte zwar definitiv eingesetzt, doch wir konnten noch zu Hause bleiben. Katja sagte, dass wir ins Geburtshaus kommen könnten, wann immer uns danach ist. Da mein Mann sich ungefähr genauso intensiv auf diesen Moment vorbereitet hatte wie ich, konnten wir die Wehen auch alleine noch bis ca. 17 Uhr zu Hause bewältigen. Dann wollte ich gerne ins Geburtshaus fahren, da ich Sorge vor der Fahrt hatte. Doch während der Fahrt wurden die Wehen nochmal etwas schwächer, was die Fahrt erträglich machte.
Schon zu Hause war ich zwischendurch in der Badewanne gewesen und hatte gemerkt, dass das warme Wasser die Wehen verstärkte. Im Geburtshaus hatten wir schon eine Wassergeburt angemeldet und ich durfte dann auch nach ein paar Untersuchungen in die große Wanne steigen. Dort blieb ich bis zum Schluss.
Als Katja merkte, dass sich die Geburt dem Ende neigte, rief sie eine zweite Hebamme, in meinem Fall Cora dazu. So hat man die Gewissheit, dass nach der Geburt genügend helfende Hände für Mutter und Kind da sind. Sie haben sich beide sehr ruhig und liebevoll um uns gekümmert. Um 22.42 Uhr kam unser Sohn dann auf die Welt.
Ich wurde sofort aus der hockenden Haltung in eine liegende gebracht und mein Baby lag auf meinem Bauch. Er war ganz ruhig und entspannt. Kein Schreien oder weinen. Nun hatten wir Zeit ihn zu begrüßen, während wir die Nabelschnur auspulsieren ließen, was ca. 25 Minuten dauerte. Danach wurde die Nabelschnur von meinem Mann durchtrennt und er nahm unseren Sohn aus der Wanne und legte ihn auf seinen nackten Bauch, damit die Nachgeburt noch kommen konnte. Alles verlief ohne Komplikationen. Natürlich war mein Kreislauf sehr schwach, doch nach einer kalten Dusche im Liegen und mit der Hilfe der Hebammen konnte ich aus der Wanne in das Bett wechseln, wo ich das Bonding mit meinem Baby fortsetzte.
Auch die Nachversorgung mit speziellen Tee zur Rückbildung der Gebärmutter, ein ganz kleines Gläschen Sekt (Danke dafür!!!), der U1 und ein wenig „Wundversorgung“ war sehr angenehm und ruhig. Wir hatten viel Zeit für unser Baby und konnten dann so gegen 3 Uhr morgens einfach wieder nach Hause fahren und in unserem eigenen Bett mit diesem wunderschönen Baby schlafen gehen!
Das war eine so wunderschöne, wenn natürlich auch anstrengende Erfahrung für uns, wir würden es immer wieder genauso machen wollen! Vielen Dank!!!