Geburtsbericht - Familie Paul

 

Unsere Tochter kam im Juni 2015 im Geburtshaus zur Welt – putz munter und recht flott. Seitdem ich wusste, dass ich schwanger war, stand für mich der Wunsch im Raum im Geburtshaus zu entbinden. Aber eine so wichtige Entscheidung will natürlich gut abgewogen werden. Natürlich haben wir uns im Rahmen von Infoabenden zunächst das Geburtshaus aber auch die Uniklinik in Mainz angeschaut. Wie sich unser Entschluss festigte im Geburtshaus zu entbinden:

Eine 1 zu 1 Betreuung während der Geburt - Da unsere Tochter unser erstes Kind ist und wir beide also unerfahren in Sachen Geburt waren, lag es uns besonders am Herzen, dass wir während der Geburt gut betreut sind. Im Geburtshaus wussten wir, dass während der ganzen Zeit eine Hebamme ganz allein für die werdende Mutter da ist und eine zweite für das Kind, wenn es schlüpft ;-). Überfüllte Krankenhäuser (was sicher nicht immer so ist) mit geringer Besetzung wollten wir in jedem Fall meiden.
Vertraute Gesichter - Eine weitere Sorge war, während der Geburt auf völlig fremde Menschen zu treffen, denen man vertrauen muss. Das war ein weiterer wichtiger Pluspunkt für das Geburtshaus. Durch diverse Vorsorgeuntersuchungen, die zwei Vorgespräche mit den geburtsbetreuenden Hebammen, den Geburtsvorbereitungskurs, der geburtsvorbereitenden Akupunktur und der Wassergymnastik konnten wir uns mit allen Hebammen im Geburtshaus vertraut machen. Zudem bekommt man einen Plan, wann wer Dienst hat und weiß bereits zu Hause, wenn es losgeht, wer einem zur Seite stehen wird.
Tolle Atmosphäre - Eine gemütlichere Atmosphäre bei der Geburt ist wohl nur im eigenen zu Hause möglich ;)

Unsere Geburt:
Vormittags (3 Tage nach errechnetem Entbindungstermin) während der Vorsorgeuntersuchung im Geburtshaus waren im CTG schon regelmäßige, aber noch viel zu schwache Kontraktionen zu sehen. Deshalb ging ich sehr gelassen nach Hause. Bis zum Entbindungstermin war ich recht aufgeregt, wann es denn losgeht, aber an diesem Tag hatte ich schon das Gefühl, unsere Tochter möchte lieber für immer im Bauch bleiben ;)
Abends waren mein Mann und ich noch unterwegs...gegen 19 Uhr fühlte ich mich dann irgendwie nicht so gut. Mir wurde kalt und die Kontraktionen, die ich zwar schon seit einigen Wochen unregelmäßig hatte, fühlten sich irgendwie anders an, allerdings noch komplett schmerzfrei. Ich verabschiedete mich also und fuhr nach Hause. Mein Mann blieb noch, da wir die Situation noch nicht so ernst nahmen.
Zu Hause wärmte ich mich auf und bald kamen dann auch Schmerzen dazu und mein Schleimpfropf löste sich. Ich hatte keine Ahnung wie so etwas aussieht, aber es ist nicht zu übersehen!!! Mit dem Gefühl, dass es doch ernster werden könnte aß ich erstmal zu Abend. Energie brauche ich bestimmt noch, dachte ich mir.
Gegen halb neun lief ich dann mit unregelmäßigen Wehen in der Wohnung auf und ab und beschloss die Hebamme im Dienst zu informieren, dass es diese Nacht soweit sein könnte. Yvonne hatte Dienst und war sofort am Telefon, fragte mich genau wie es mir geht und empfahl mir ein warmes Bad zu nehmen, um zu schauen, ob es echte Geburtswehen sind oder nur Vorwehen (diese würden weniger werden). Um 21 Uhr ließ ich mir also ein Bad ein. Als ich um 21.30 Uhr prüfte, wie die Wehen kamen, waren die Abstände ganz regelmäßig bei 5 Minuten und sie dauerten circa 30 Sekunden lang an.
Okay, dachte ich, jetzt wird es Zeit meinem Mann Bescheid zu geben. Ich sagte ihm er solle sich langsam auf den Weg machen, aber er kam direkt...was auch gut war. Er musste noch duschen und ich bat ihn noch Brote zu schmieren, falls es länger dauert. Um 22.30 Uhr waren die Abstände schon bei 3-4 Minuten, die Wehen dauerten 1 Minute und es lieb sehr regelmäßig, daher riefen wir kurze Zeit später Yvonne an, dass wir gerne jetzt ins Geburtshaus kommen würden. Yvonne hatte einen Anfahrtsweg von 40 Minuten und ich wurde langsam etwas unruhig.
Um 23 Uhr waren die Abstände zwischen den Wehen nur noch bei 2-3 Minuten. Christiane, unsere 2. Hebamme, hatte uns zuvor angeboten, dass sie uns das Geburtshaus auch schon aufschließen kann, wenn Yvonne nicht schnell genug da ist und wir uns zu Hause nicht mehr wohl fühlen. Davon machten wir auch Gebrauch und schließlich waren wir circa um 23.20 Uhr dort. Christiane zündete bereits im Geburtsraum die Kerzen sowie eine Duftlampe an und sorgte für durch die Heizung schnell für Wärme.
Mein Mann fuhr noch schnell das Auto auf einen Parkplatz und tankte (für alle Fälle), dann kam er dazu und bezog das Bett mit unserem Bettbezug. Yvonne traf kurz darauf ein und kochte mir einen Tee. Bevor Christiane nochmal nach Hause verschwand, untersuchte mich Yvonne, damit Christiane wusste, wann sie ungefähr zurückkommen sollte. Mein Muttermund war schon 5 cm geöffnet – es würde also nicht mehr allzu lange dauern bis zur Geburt, wenn alles in diesem Tempo weitergeht. Yvonne meinte es wäre der perfekte Befund für eine Unterwassergeburt und die Wärme würde die Schmerzen im Rücken bessern.
Ich entschied mich also für die Badewanne und mein Mann und Yvonne ließen mir ein Bad ein. Es tat wirklich sehr gut und war zudem auch schön warm. Ich konnte meinen Kopf an meinen Mann lehnen und er konnte mir gut zureden. Meine Wehen kamen immer heftiger und ich hatte kaum Pausen dazwischen. Yvonne kontrollierte deshalb regelmäßig die Herztöne unserer Tochter (das ging zum Glück unter Wasser), aber es war alles bestens. Christiane kam circa um 1.30 Uhr auch wieder dazu. Yvonne gab mir sehr einfühlsam Tipps, ein paar Globuli sowie Wärmesalbe für den Rücken. Sie sagte mir genau wie und wann ich pressen sollte und alles traf genau ein, wie sie es sagte.
Um 1.51 Uhr war es soweit! Unsere kleine Tochter kam unter Wasser zur Welt und ich bekam sie direkt in die Arme gelegt und wir durften die ersten Augenblicke mit unserer Tochter noch in der Badewanne ganz in Ruhe genießen. Es war einfach ein Wunder. Nachdem die Nabelschnur auspulsiert war, schnitt mein Mann sie durch. Unsere Tochter wurde in ein Handtuch gewickelt und mein Mann nahm sie in den Arm. Mithilfe von Yvonne und Christiane schlüpfte ich aus der Wanne in meinen Bademantel und dann in das vorbereitete Bett zum Ausruhen. Inzwischen hatte unsere Tochter auf dem Arm meines Mannes angefangen lautstark zu schmatzen. Christiane meinte es sei wohl der richtige Zeitpunkt um die Kleine anzulegen und es klappte direkt wunderbar.
Nach der Stärkung für die kleine Dame gab es einen kleinen Sekt für die Großen. Danach wurde unsere Tochter untersucht und angezogen und ich ruhte mich aus. Gegen 5 Uhr waren alle Formalien geregelt und wir fuhren nach Hause und kuschelten uns ins heimische Bett.
Rückblickend war es genau die richtige Entscheidung für uns. Wir haben uns sehr, sehr gut aufgehoben gefühlt. Und wir haben von der ersten Sekunde an eine großartige Bindung zu unserer Tochter aufbauen können. Erst später ist uns aufgefallen, dass unsere Tochter in den ersten Wochen nie von uns getrennt wurde. Dies haben wir wohl auch dem wunderbaren Start im Geburtshaus zu verdanken.
Unser Dank gilt allen Hebammen, die uns betreut haben. Allen voran natürlich Yvonne und Christiane!