Geburtsbericht - Familie Greubel

 

Unser erstes Kind wurde in einer Klinik mit Maximalversorgung geboren, da wir als junge Eltern schon mehrfach im Bekanntenkreis gehört hatten, dass „wenn etwas ist“, die zur Klinik gehörende Kinderklinik praktisch ist, damit Mutter und Kind nicht zu weit getrennt sind. So fiel uns die Entscheidung, trotz unkomplizierter Schwangerschaft, für diese Klinik leicht. Auf Selbstbestimmung während der Geburt haben wir damals gar nicht geachtet, da wir uns in den Händen der Ärzte sicher gefühlt haben. Die Geburt unseres ersten Sohnes war dann auch von Einwirkungen von außen bestimmt. Nach einem vorzeitigen Blasensprung wurde mit einem Wehentropf die Geburt eingeleitet, was eine dauerhafte CTG-Überwachung laut Klinik erforderlich machte. Da es in der Klinik scheinbar keine mobilen CTG-Geräte gab, durfte ich während der Einleitung den kompletten Tag mit Wehen im Bett eines kleinen „Vorwehenzimmers“ verbringen. Da ich mir das Zimmer mit einer weiteren Frau teilen musste, war Entspannung und Konzentration auf die Geburt aufgrund der mangelnden Privatsphäre nicht möglich. Nach dem späteren Umzug in den Kreislauf empfand ich die Wehenschmerzen als nicht mehr aushaltbar (Kunststück, wenn man die Geburt völlig passiv über sich ergehen lässt, wie ich es damals getan habe) und bat daher um eine PDA. Die PDA schaltete dann zwar den Schmerz, betäubte jedoch auch mein linkes Bein, womit Bewegung unmöglich wurde. Als dann festgestellt wurde, dass unser Sohn ein „Sternengucker“ war, wurde ich von meinem Mann und der mittlerweile mal anwesenden Hebamme immer wieder umgelagert, um doch ne eine richtige Einstellung des Köpfchens zu erreichen. Ich selbst war hieran fast gar nicht beteiligt, in meinen Erinnerungen habe ich hierzu gar nichts aktiv beigetragen. In der Austreibungsphase folgte dann die Diagnose „Geburtsstillstand“. Der Hebamme wäre ein Kaiserschnitt dann am liebsten gewesen, was ich unter der Geburt jedoch gar nicht mitbekommen habe. Allerdings setzte sich der Oberarzt durch und holte unser Kind mit der Saugglocke und dem Kristellerhandgriff auf die Welt. Durch die Saugglocke´, hatte unser Sohn mehrere Abschürfungen und ein großes Hämatom am Kopf, was uns zusammen mit einer Neugeboreninfektion nach der Geburt noch zehn Tage Aufenthalt in der Kinderklinik einbrachte. Alles in allem konnte ich nach der Geburt unseres Großen nicht verstehen, wie man eine Geburt als Frau „schön“ finden kann. Für mich war sie mehr notwendiges Übel auf dem Weg zum geliebten Kind.

Nach der Geburt des Großen habe ich immer mal wieder Geburtsberichte im Internet gelesen und war erstaunt, wie vielen Frauen es ähnlich wie mir ergangen ist. Dann gab es aber auch einige Berichte von Frauen die ihre Kinder zuhause oder im Geburtshaus geboren haben. Diese berichte strahlten so viel positive Energie aus, dass ich mir sicher war, mein zweites Kind fernab von Krankenhausroutine zur Welt bringen zu wollen. Als sich unser Kleiner ankündigte, waren wir nach dem Besuch des Info-Abends im Geburtshaus restlos überzeugt, dass dies der richtige Ort ist, um unseren zweiten Sohn zu gebären. Die Schwangerschaft verlief zum Glück bis auf die üblichen Wehwehchen komplikationslos, so dass einer Geburt im Geburtshaus nichts mehr im Weg stand. Wir (naja, vielleicht eher ich – mein Mann war die Ruhe selbst ⯑) fieberten daher dem Beginn der Rufbereitschaft entgegen. Da der Große auch zwei Wochen vor Termin kam, bin ich davon ausgegangen, dass der Kleine auch ein wenig eher kommt. Er sah das anders und ließ sich Zeit ⯑. Sechs Tage über den Termin ging es abends dann endlich los. Gegen 23.00 Uhr trafen wir uns mit Katja im Geburtshaus und es war eine super gemütliche Atmosphäre. Katja kochte erstmal Tee und Kaffee und zündete Kerzen an und ließ uns erstmal in aller Ruhe ankommen, bevor sie mich untersuchte und Kontakt mit dem kleinen Mann in meinem Bauch aufnahm. Danach wollte ich gerne in die Wanne und dieser Wunsch wurde mir erfüllt. Im Wasser fühlte ich mich wohl aber fand nicht die hundertprozentig für mich bequeme Position, so dass mich Katja immer mal wieder ermutigte, die Position zu wechseln. Als die Geburt weiter voranschritt, war ich sehr auf mich konzentriert und wusste instinktiv, was ich tun muss. Die nötige Sicherheit gaben mir die Hebammen im Hintergrund (Katja, Yvonne und Hebammenschülerin Nina), die einfach da waren. Wenn untersucht wurde, wurde dies immer so gemacht, dass ich möglichst wenig in meiner „Geburtsarbeit“ gestört wurde. Das Ende der Geburt war der einzige Moment, in dem ich wirklich keine Lust mehr hatte und am liebsten gegangen wäre. Ich glaube, das ist aber nicht unüblich ⯑. Als der Kleine dann um 01:20 Uhr im Wasser geboren wurde, war ich überglücklich, als ich ihn auf der Brust liegen hatte. Er war ein bisschen blass, da er scheinbar nicht realisiert hatte, dass er nicht mehr in meinem Bauch, sondern auf meiner Brust im Wasser lag, aber dies lösten die Hebammen unspektakulär, indem sie ihm auf meiner Brust ein wenig Sauerstoff gegeben haben, der auch schnell Wirkung zeigte. In der Krankenhausroutine wäre dies ganz anders abgelaufen und mein Kind wäre erstmal nicht mehr in meiner Nähe gewesen.

Nachdem der Kleine dann die U1 bestanden und angezogen war, meine Geburtsverletzungen (die Narbe der ersten Geburt ist leider gerissen) versorgt waren, haben wir mit einem Schlückchen Sekt auf die Geburt und den kleinen Mann angestoßen und machten uns auf den Heimweg. Wo wir dem Großen (der überhaupt nicht gemerkt hatte, dass wir weg waren), seinen kleinen Bruder präsentierten.

Für uns war das Geburtshaus Idstein definitiv die richtige Entscheidung. Ich habe mich die ganze Zeit während der Geburt sehr sicher gefühlt, weil die Hebammen da waren, aber mich einfach haben machen lassen und nur Hilfestellungen gaben, mich aber zu nichts gezwungen haben. Sie gaben mir den Rahmen, die Geburt nach meinen Bedürfnissen und denen meines Kindes zu gestalten und dafür bin ich sehr dankbar!!