Geburtsbericht - Familie Kohaut

 

Eine Freundin von mir hatte ein Jahr vor der Entbindung unserer Tochter bei sich Zuhause ein Kind auf die Welt gebracht. So kam ich dazu, mich damit auseinanderzusetzen, wo ich mein Kind zur Welt bringen wollte. Auch ich zog eine Hausgeburt grundsätzlich in Betracht, es war jedoch nicht möglich eine Hebamme zu finden, die eine solche betreut. Die – für uns letztendlich sehr passende – Alternative war das Geburtshaus in Idstein.


Wir entschieden uns fast alle Vorsorgeuntersuchungen von Hebammen machen zu lassen, was meine Frauenärztin dankenswerter Weise auch unterstützte. So blieben uns stundenlanges CTG schreiben und viele Ultraschalltermine erspart. Stattdessen hatten wir interessierte, aufgeschlossene und hilfreiche Termine, die mich und auch meinen Partner durch die Schwangerschaft und auch durch die Geburt begleiteten.
Am 16.09.2016 war dann der errechnete Geburtstermin meines Kindes. Dieses ließ sich jedoch Zeit und obwohl ich ab dem Termin leichte Wehen spürte, ließ es auf sich warten.
Am 21.09. ab 14 Uhr ging es dann für mich los mit „richtigen“ Wehen. Zu meinem Glück hatten wir an dem Tag um 16 Uhr einen Vorsorgetermin bei der diensthabenden Hebamme, Cora, die mich untersuchte und uns dann nochmal nach Hause schickte: sie sagte, es könne heute Nacht losgehen, es könnte aber auch erst morgen Nacht losgehen. Die Wehen waren da unregelmäßig in Abständen von 3 - 7 Minuten. Für mich schon zu diesem Zeitpunkt sehr stark.
Wir fuhren also die halbe Stunde wieder heim. Zuhause aßen mein Partner und ich noch, dann ging ich in die Badewanne, wo ich etwa alle 3 Minuten Wehen hatte. Aus der Badewanne raus, wurde es wieder unregelmäßiger. Da ich unsicher war, rief ich bei Cora an, die uns riet, uns ins Bett zu legen, wo die Wehen alle 6 Minuten waren. Ich schlug vor die Bettunterlagen tatsächlich ins Bett zu legen und eine Viertelstunde später platzte die Fruchtblase - Intuition.
Ab dem Zeitpunkt wurden die Wehen noch schlimmer und wieder häufiger. Irgendwie schaffte ich es, mit einigen Unterbrechungen, was anzuziehen und ins Auto. Die halbe Stunde Fahrt schafften wir mit ein paar Unterbrechungen und aufgeregtem Mann.
Im Geburtshaus erwartete uns schon Cora, auch das Geburtszimmer mit der Badewanne hatte sie schon aufgewärmt. Zuerst wurde ich ans CTG angeschlossen und Cora fühlte nach meinem Muttermund: 3cm geöffnet. Da war ich schon etwas ernüchtert. Die Zeit war für mich schon sehr lang und ich hatte gehofft, dass die Wehen schon mehr gebracht hatten.
Cora fragte, ob es für uns okay ist, wenn die Hebammenschülerin bei der Geburt dabei ist, was ich sehr begrüßte. So fühlte ich mich noch umfangreicher betreut und sie war eine gute weitere Stütze bei der Geburt Die Wehen kamen weiterhin unregelmäßig, jetzt aber alle 1 - 3 Minuten.
Kurze Zeit dachte ich, ich wäre jetzt lieber im Krankenhaus, dann würde ich dem Personal sagen, dass ich einen Kaiserschnitt möchte. Oder wenigstens eine PDA. Ich hätte nicht gedacht, dass ich solche Schmerzen aushalte. Nach einer Stunde und einer weiteren Untersuchung durfte ich ab etwa 3 Uhr in die Gebärwanne. Das tat einerseits gut, da die Wehen besser auszuhalten waren und ich mich in dem warmen Wasser sehr wohl fühlte. Andererseits wurden die Wehen dadurch auch heftiger. Nur einmal musste ich noch aus der Wanne, um auf Toilette zu gehen und damit Cora meinen Muttermund untersuchen konnte, der zu dem Zeitpunkt schon fast ganz geöffnet, aber immer noch recht hart war. Irgendwie hatte ich gedacht, dass das alles schneller geht. Als es langsam hell wurde, sagte ich, dass die Zeit so schnell vorbeiginge. Da war ich aber wohl die einzige, die so dachte.
Als dann die Presswehen kamen, hofften wohl alle, dass das Kind nun bald da sei. Leider zog sich diese Phase dann aber noch bestimmt 2 Stunden. Einmal fielen die Herztöne des Kindes stark ab, wäre das noch einmal passiert, hätte ich ins Krankenhaus verlegt werden müssen. Aber zum Glück blieben die Herzschläge dann schnell genug. Allerdings dauerte es lange, bis das Köpfchen endlich draußen war. Erst hing es am Schambein, dann presste ich anscheinend nicht fest genug, so dass das Köpfchen auf halbem Wege nach der Wehe immer wieder zurück rutschte. Cora ermutigte mich, weiter zu machen und holte noch Susanne dazu, die mich dann am Damm akupunktierte. Ein Dammschnitt wurde mir angedroht, zum Glück klappte es dann auch ohne und auch ohne Dammverletzung. Nur die Schamlippe riss ein, was auch genäht wurde, aber sehr gut verheilt ist. Ich war erleichtert, als endlich der Kopf unseres Babys da war. Der restliche Körper flutschte dann ohne weitere Wehe einfach raus. Bevor ich es richtig begriffen hatte, hatte Cora schon die Nabelschnur von ihrem Hals gewickelt. Ich nahm das Baby auf und an meine Brust. Mein Partner weinte vor Glück. Ich musste mich emotional erstmal an die Situation gewöhnen. Dann war ich doch neugierig und schaute nach: wir hatten ein Mädchen bekommen.
Für die Nachgeburt verließ ich dann die Wanne: nach 7 Stunden reichte es dann auch im Wasser.
Jetzt bekamen wir Zeit zu dritt, um uns kennen zu lernen. Das war sehr schön und so begann unsere gemeinsame Zeit zu dritt.