Geburtsbericht - Famile Kießig

 

Eine traumhafte Geburt mitten im Ausnahmezustand!  -„Wo willst du entbinden? Oh – im Geburtshaus, das ist aber mutig!“ nachdem ich bereits zwei gute Spontangeburten im Krankenhaus erlebt hatte, wünschte ich mir sehr, unser drittes Kind in der geborgenen und Mut machenden Atmosphäre eines Geburtshauses auf die Welt bringen zu können. Schon beim Infoabend spürte ich, dass das Geburtshaus in Idstein so ein Ort für mich sein könnte. Durch meine anfängliche Schwangerschaftsübelkeit lernte ich schnell viele Geburtshebammen kennen, die mir mit Akupunktur die Beschwerden lindern konnten und auch da spürte ich: bei diesen Frauen könnte ich wahrscheinlich gut loslassen.

Auch bei allen Vorsorgeuntersuchungen fühlte ich, dass ich als wichtigste Auskunft Geberin über mich selber ernst genommen wurde und nie etwas über meinen Kopf hinweg entschieden wurde- mein Gefühl für die Geburt in diesen Räumen wurde immer besser.mDann kam der Beginn der Corona-Pandemie und meine größte Sorge war, dass mein Mann oder ich an irgendeinem Infekt erkranken könnten und nicht im Geburtshaus entbinden dürften. Als dann an einem wunderbaren Frühlingssonntagmorgen die Geburt begann, war ich so froh, dass wir gesund geblieben waren und nach Idstein fahren konnten! Yvonne empfing uns und empfahl uns nach einer ersten Untersuchung, noch einen Spaziergang in der Sonne zu machen – diesen genossen wir sehr und kamen mit gefüllten Brötchentüten und viel Freude im Herzen zurück. Die Wehen gingen voran, aber da noch Pausen dazwischen lagen und Yvonne spürte, dass ich noch ein bisschen Zeit brauchte, ließ sie meinen Mann und mich allein und wir begannen, zusammen zu singen, immer wieder durchbrochen durch die Wehen. Als die Wehen stärker wurden, stieg ich in die Badewanne – wie das Singen entspannte mich auch das noch einmal. Als schließlich nur noch 2 cm Muttermund Öffnung fehlten, begann der für uns alle unerwartete Endspurt: Yvonne schlug vor, mit zwei Zäpfchen die Muttermundsöffnung zu erleichtern. Aber nachdem ich sie eingeführt hatte, kamen plötzlich ganz starke Presswehen, die innerhalb der nächsten 6 Minuten unsere Tochter auf die Welt brachten. Soweit sie konnten, bewegten Yvonne und Angelika, die mittlerweile dazu gekommen war, mich dazu, so langsam wie möglich zu pressen und tatsächlich war es meinem Körper irgendwie gelungen, unser immerhin 3600 g schweres Baby auch in diesem Tempo ohne Verletzungen für uns beide in diese Welt zu entlassen. Das Glücksgefühl nach der Geburt empfand ich wie eine logische Folge und Steigerung der gesamten Gefühle des Vormittags, an dem ich das erleben durfte, was ich mir so sehr gewünscht hatte und von dem ich im tiefsten Inneren überzeugt gewesen war: dass ich mich ganz meinem Körper überlassen könnte, der mich durch die Geburt führen würde, wenn ich mich geborgen und aufgehoben fühlen würde unter den Händen solch einfühlsamer und erfahrener Hebammen, wie es Yvonne und Angelika für mich waren: Ihre Begleitung hat mir ein weitaus größeres Gefühl von Sicherheit gegeben, als es die medizinischen Apparate im Krankenhaus konnten. Freude und Dankbarkeit erfüllten mich und trugen mich auch durch das Wochenbett, das ich auch als das schönste und leichteste von allen drei empfunden habe.