Geburtsbericht - Familie Zerbe

 

Da die Geburt unseres großen Sohnes im Jahr 2016 traumatisch für uns war, wollten wir dieses Mal besser vorbereitet sein. Ich habe mich schon längere Zeit zuvor über HypnoBirthing informiert und nach kurzer Recherche festgestellt, dass im Geburtshaus Idstein Kurse angeboten werden. Schon im Jahr 2016 besuchten wir diverse Kurse im Geburtshaus und haben uns immer sehr wohl gefühlt. (Geburtsvorbereitung, Rückbildung,..) Daher war der Entschluss gefasst, und die Anmeldung bei Yvonne erfolgte. Der Kurs startete im November 2019. Schon der erste Termin arbeitete sehr positiv bei meinem Mann und mir. Aufgrund unserer Erfahrung war geplant, dass Jonah in einem Krankenhaus mit angeschlossener Kinderklinik auf die Welt kommen sollte.

Wir hatten große Sorge, dass wir wieder eine schwierige Geburt erleben würden.Eine Geburt im Geburtshaus war insgeheim unser Traum, aber mein Mann strikt dagegen, weil unser Trauma zu groß war. Das Krankenhaus war daher bereits auserkoren,..

…nach der zweiten Kurseinheit saßen wir im Auto und auf einmal regte mein Mann an, ob wir nicht doch ins Geburtshaus gehen wollen. Uns war mittlerweile bewusst, wo im Jahr 2016 die Interventionen begannen und warum alles am Ende so gründlich schief ging. Daher haben wir direkt telefonisch Kontakt mit Yvonne aufgenommen und nachgefragt, ob eine Geburt im Geburtshaus noch möglich wäre. Sie beriet uns, besprach dies in der folgenden Teamsitzung und wir wurden auf die Warteliste gesetzt, mit guter Chance nachzurücken. Uns wurde immer gesagt, dass die Entscheidung für eine Geburt im Geburtshaus ein Prozess sei und wir uns die Zeit nehmen sollen, die wir brauchen.

Damit wir alle geburtsbegleitenden Hebammen kennenlernen, erfolgten sodann die Vorsorgen größtenteils im Geburtshaus. Meine Sorgen und Ängste wurden immer sehr ernst genommen und gemeinsam überlegt, wie wir diese auflösen können. Nach Jonah wurde immer sehr liebevoll geschaut. Man hat richtig gespürt, dass die Hebammen ihren Beruf lieben. Auch das wir oft unseren großen Sohn mit dabei hatten, war nie ein Problem. Ich hatte immer das Gefühl, dass man sich über seine Anwesenheit freut. Unser Wunsch verfestigte sich durch die liebevolle Betreuung immer mehr. Hier sollte unser zweites Kind auf die Welt kommen!

Durch den Hypnobirthing Kurs konnten wir uns gut auf die Geburt vorbereiten. Gespräche, Akupunktur, etc. taten ihr Übriges. Natürlich waren meine Ängste nicht weg, aber ich hatte das Gefühl, dass ich in guten Händen war und wir das zusammen schaffen. Ich kannte alle Hebammen, die uns bei der Geburt unterstützen, und das beruhigte mich ungemein.

Mein vierter Termin zur geburtsvorbereitenden Akkupunktur stand an, und ich erzählte (wieder einmal Yvonne) von meinen Sorgen bzgl. der Aussage über die Größe unseres Sohnes. Die Angst vor einer Interventionsspirale wuchs mal wieder in mir. Bis zum ET war noch knapp eine Woche und um den Interventionen zu entgehen, sollte der Termin besser nicht erreicht werden.

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass alle Hebammen sehr respektvoll mit den Schwangeren umgehen. Es wird nur auf eigenen Wunsch Muttermund etc. ertastet.

Yvonne schlug vor, dass sie einfach mal schaut wie der Befund ist. Ich stimmte zu. Das Ergebnis war, dass alles geburtsreif war, der Muttermund sogar schon zwei Finger weit geöffnet. Die ehrliche Freude darüber hat mir so unglaublich viel Zuversicht gegeben, dass wir der Interventionskaskade entgehen konnten. Yvonne äußerte schon, dass wir uns bestimmt am Wochenende sehen (sie hatte Dienst als zweite Hebamme). Sie gab mir noch ein paar Dinge mit, mit denen ich (nach Rücksprache) alles noch etwas in Gang bringen könnte. (Kräuter für ein Heublütendampfbad, Eisenkraut für Tee,..) Ich ging mit einem wirklich guten Gefühl nach Hause.

Kurz nach diesem Termin bekam ich regelmäßige Wellen, im 30-20 Minuten Abstand, welche sich dann relativ bald auf 10-8 Minuten verkürzten. Wir riefen vorsorglich die diensthabende Hebamme Cora an, und wollten sie vorwarnen. Kurz darauf war wieder Ruhe. Am folgenden Tag hatte ich wieder Wellen im Abstand von 8 Minuten, aber nach 5 Stunden war wieder Ruhe.

Die Nacht darauf schlief ich sehr erholsam und am kommenden Tag waren die Wellen sehr unregelmäßig. Ich hatte aber das Gefühl, dass sich heute was tun würde. Ich tanzte, war guter Laune und ruhte mich regelmäßig aus. Heute wäre ja der Tag der Geburt, aber es tat sich nichts und ich legte mich motzend gegen 2 Uhr ins Bett. Ich war mir so sicher, dass wir ein Vollmondbaby bekommen würden. Kaum hatte ich mich hingelegt, knallte es in meinem Becken. Aber es lief kein Fruchtwasser. Was war das? Ich hatte plötzlich schreckliche Rückenschmerzen und auch das Becken tat ziemlich weh. Ich verfiel in eine Schnappatmung und nach einiger Zeit wollte ich schauen, was da los war. Das Fruchtwasser lief und ich weckte meinen Mann. Er bekam kurze Anweisungen, da die sehr intensiven Wellen bereits im 3-5 Minuten Abstand starteten. Ich war aufgrund der Intensität sehr überrumpelt und kurz vor einer Panikattacke, da ich mich nicht langsam darauf vorbereiten konnte.

Die Betreuung für unseren Sohn kam kurz darauf, Cora - die diensthabende Hebamme - war informiert und wir verabredeten uns für 3 Uhr im Geburtshaus. Im Auto hörte ich direkt die Affirmationen und kam etwas zur Ruhe, auch wenn die Fahrt sehr unangenehm war.

Im Geburtshaus erwartete uns Cora schon, sie hörte die Affirmationen und kam direkt nach draußen. Es war eine wunderschöne Atmosphäre mit gedimmtem Licht und sehr friedvoll. Wir bezogen „unseren“ Raum und ich suchte die Toilette auf. Durch die Wellen hatte ich enorme Probleme und mir wurde übel. In der Zwischenzeit bereiteten Cora und mein Mann das Bett vor. Die Affirmationen liefen im Hintergrund. Im Raum angekommen, gab ich meinem Bedürfnis mich hinzulegen nach. Ich bat noch darum, zügig Wasser in die Wanne einzulassen. Cora fragte ob ich das wirklich jetzt schon will. Ich bejahte dies, denn ich hatte das Gefühl, dass mir das Wasser helfen würde und wir zudem nicht so viel Zeit haben werden. Cora ging kurz darauf nach oben und bereitete einige Dinge vor. Plötzlich spürte ich den Pressdrang und bat Alex darum, Cora zu holen. Diese hatte mich allerdings schon gehört und kam mit Tee und den Worten „dann untersuchen wir Dich doch schon mal!“, nach unten. Wir waren zu dem Zeitpunkt maximal eine halbe Stunde im Geburtshaus. Der Muttermund war vollständig eröffnet und ich schaffte es noch unter Mühen in die Wanne. Die Intensität der Wellen ließ direkt nach und es war zwar anstrengend, aber erträglicher. Ich glaube in dem Zeitraum rief Cora auch Yvonne an, die Rufbereitschaft als zweite Hebamme hatte. Ich begab mich in den Vierfüßler und arbeitete mit den Wellen. In den Pausen versuchte ich Kraft zu sammeln. Cora war unglaublich respektvoll und hielt nur die Hand unter mich, damit ich nicht umfalle. Sie rieb mich noch mit einer Salbe ein, die helfen sollte, dass das Gewebe sich besser dehnt. Ab und an ermunterte sie mich, nach unserem Kind zu tasten und es zu begrüßen. Sie meinte ich solle ein Bein aufstellen, damit unser Sohn mehr Platz hat. Es würde nun nicht mehr lange dauern. Alex war vor mir an dem Wannenrand und stütze die ganze Zeit meinen Kopf. Er legte mir zudem die Hand auf die Schulter. Dies war der sogenannte Anker, eine Technik aus dem Hypnobirthing, welche mich erdete. Das Wissen, dass er da war, schenkte mir so viel Kraft und Ruhe! Ich gab mich den Wellen hin und irgendwann hörte ich Cora sagen, dass der Kopf geboren ist. Kurz darauf ermunterte sie mich, den Kleinen aufzunehmen und auf meine Brust zu legen. Ich war in dem Moment so verwirrt, dass ich etwas gebraucht hatte, diese Information zu verarbeiten. Er war da – unser Sohn war endlich da! Wir haben es geschafft, selbstbestimmt, in Ruhe, in einer wunderbaren Umgebung und mit Menschen, die ich kannte und denen ich vertraute. Da die Geburt insgesamt nur zwei Stunden dauerte, war ich etwas überrumpelt von der Situation und musste das Ganze etwas sacken lassen. Kurz nach dem der Kleine bei uns war, kam auch Yvonne an. Ich legte den kleinen Mann schon in der Wanne zum stillen an die Brust, während die Nabelschnur noch auspulsierte. Jonah wurde ganz behutsam kontrolliert und mit Handtüchern zugedeckt, damit er in der Wanne nicht auskühlte. Als die Nabelschnur durchtrennt wurde, bekam unser Kleiner eine Windel an und mir wurde aus der Wanne geholfen. Ich bekam Jonah sofort wieder auf die Brust und wir durften zu Dritt kuscheln. Die Plazenta ließ etwas auf sich warten. Während meine leichten Geburtsverletzungen versorgt wurden, wurde unser Sohn gewogen. Als Yvonne uns das Gewicht mitteilte, traf uns fast der Schlag. 4620 Gramm auf 54 cm verteilt. Das er nicht klein und zart sein würde, war klar. Leider wurde mir kurz darauf übel und mein Kreislauf machte etwas Probleme. Aber auch dieser Umstand wurde liebevoll umsorgt.

Es wurden alle Schritte (auch bei der Versorgung der minimalen Geburtsverletzungen) erläutert und nicht einfach durchgeführt. Kurz vor 8 Uhr fuhren wir mit unserem Vollmondbaby glücklich zu dem großen Bruder nach Hause.

Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei allen geburtsbegleitenden Hebammen und ganz besonders bei Cora und Yvonne für das heilende Geburtserlebnis bedanken!