Geburtsbericht - Familie Kerkmann

 

Wir bekamen schon relativ früh in der Schwangerschaft (um die 8. Woche herum) die Anregung von einer Hypnobirthingseminarleiterin und Coachin, mit der wir über eine Freundin in Kontakt gekommen sind, in einem Geburtshaus zu entbinden. Daraufhin informierten wir uns in unserer Gegend, wo es Geburtshäuser gibt. Parallel mit der Anmeldung zu einem Hypnobirthingkurs im Geburtshaus Idstein bei Yvonne (den wir auch nur wärmstens empfehlen können), meldeten wir uns im Geburtshaus Idstein nach einem Online-Info-Abend für einen Platz zur Geburt an und bekamen erstmal einen Wartelistenplatz. Dieser wandelte sich dann im April (ca. zwei Monate vor der Geburt) in einen festen Platz um, worüber wir sehr glücklich waren. Ich empfand die Vorsorgetermine (in der Coronazeit war ich bis zum Ende der Schwangerschaft zur Vorsorge immer ohne Partner da) bei allen Hebammen überaus angenehm.

Alle waren stets zugewandt, nahmen sich Zeit, hörten zu, ich konnte immer alle meine Fragen stellen und bekam gute Hinweise, Unterstützung und Zuspruch. Sie gaben mir bei allen Sorgen, Ängsten, Fragen etc. Zuversicht und Gelassenheit sowie wertvolle Tipps. Wir hatten das Glück, dass die Schwangerschaft komplikationslos verlief und alle Tests gut ausfiehlen, so dass dann irgendwann (leider erst gegen Ende der Schwangerschaft) ziemlich sicher zu sein schien, dass wir im Geburtshaus entbinden können. Es war für mich lange belastend, nicht zu wissen, wo die Entbindung sein wird. Die Geburt in einer Klinik war für mich aufgrund meiner persönlichen Vorgeschichte negativ besetzt. Irgendwann gegen Ende der Schwangerschaft gelang es mir besser, mental flexibel zu bleiben und mich auch mit dieser Möglichkeit, in einer Klinik zu entbinden oder dorthin während der Geburt verlegt werden zu müssen, anzufreunden und wir informierten uns konkreter, welche Kliniken eine Option wären. Zum Glück lief aber weiterhin während der Schwangerschaft alles komplikationslos und nun rückblickend auch während und direkt nach der Geburt, so dass unser „Traum“, in der persönlichen, ruhigen, vertrauensvollen und angenehmen Atmosphäre des Idsteiner Geburtshauses entbinden zu können mit gleichzeitiger medizinisch und menschlich kompetenter Betreuung der Hebammen, wahr geworden ist! Der Geburtsstart kam für uns überraschend früh (zweieinhalb Wochen vor dem errechneten Termin), da zuvor alles „ruhig“ schien, sich noch keine spürbaren Senkwehen eingestellt hatten. Bei der letzten Vorsorgeuntersuchung mit geburtsvorbereitender Akupunktur schien alles so, als ob sich das Baby noch ein paar Wochen Zeit ließe. Auch am Tag der Geburt (Samstag) schien alles ruhig. Als wir dann spät abends ins Bett gingen und ich zuvor auf Toilette war, hatte ich einen ungewöhnlichen Flüssigkeitsabgang (gegen 24 Uhr). Mein Mann rief zur Rücksprache die diensthabende Hebamme Anna an, die dies zunächst erstmal als Schleimpropfabgang einstufte und uns wieder zu Bett schickte. Es ging dann im weiteren Verlauf immer mehr Flüssigkeit ab, die sich schließlich mit etwas hellrotem Blut mischte. Die regelmäßigen Wehen im Abstand von wenigen Minuten und mit über einer Minute Länge ließen nicht lange auf sich warten (zwischen 1h und 3h). Wir beobachteten dies eine Zeit lang und mein Mann trackte den Abstand und die Länge der Wehen, um eine Orientierung zu haben. Ich bat ihn dann das Auto mit Babyschale etc. schonmal zu packen. Wir hatten erst zwei Tage vorher ein neues Auto bekommen und der Sitz war noch nicht dorthin umgebaut. Zudem musste er die Tasche fürs Geburtshaus noch fertig packen (in der Eile hatte er den Mutterpass vergessen;-). Da die Wehen weiterhin regelmäßig, in engem Abstand und recht stark blieben, riefen wir Anna dann nochmal an und verabredeten uns gegen 4h mit ihr im Geburtshaus. Die Fahrt war für mich noch in Ordnung (ich hatte vorher Bedenken, wie gut das in dem Zustand gehen würde), aber ich hätte nicht länger zu Hause sein wollen. Ich tönte von Wehenbeginn an intuitiv. Im Geburtshaus angekommen tastete Anna den Muttermund, der erst bei 2 cm war. Ich lag eine Zeit lang in Seitenlage auf dem Bett und veratmete die Wehen. Anna gab mir dann ein wärmendes Kirschkernkissen, da meine Schmerzen sich über die Leisten bis in die Oberschenkel zogen und meine Beine wie Espenlaub zitterten. Gegen halb sieben schickte sie uns spazieren. Wir gingen dann im Morgengraun ein paar Schritte, jedoch nicht weit vom Geburtshaus entfernt. Ich hatte zuvor dann schonmal angefragt, ob ich in die Wanne kann, da meinte Anna, es sei noch zu früh (ich hatte mir eine Wassergeburt vorgestellt; wusste aber auch, dass ich da flexibel bleiben musste und es auch ganz anders kommen könnte). Gegen 8h konnte ich dann in die Wanne und es war wie erhofft ein positives Erlebnis. Bis dahin veratmete ich die Wehen zu Beginn in der Seitenlage, dann mehr vorgebeugt im Stehen. In der Wanne drehte ich mich immer mal auf die linke mal auf die rechte Seite und veratmete dort weiter meine Wehen. Ich war sehr konzentriert und bei mir. Anna und eine Hebammenschülerin saßen ruhig bei mir/uns (hatten sich zwischenzeitlich auch mal nach oben zurückgezogen) und fragten uns regelmäßig fürsorglich und unaufdringlich, ob wir was brauchen. Sie schenkten mir Wasser und Cola nach, was sehr hilfreich für die Energie und den Kreislauf war, da ich während der Geburt nichts essen konnte. Da ich vor Wehenbeginn meinen Stuhlgang nicht mehr los werden konnte und es währenddessen dann wohl zu spät für einen Einlauf war, war dies eine ziemlich unangenehme Sache während der Geburt. Ich bekam dann zur Entspannung der Aftergegend ein Zäpfchen, was gut half. Dann drückte der Kopf des Baby schon stark nach unten, obwohl der Muttermund noch nicht ganz frei war. Ich bekam den Hinweis, dem Druck nicht nachzugeben, sondern weiter die Wehen zu veratmen. Der „Fortschritt“ des Muttermundes wurde von Anna getastet (ich fragte auch häufiger danach, um meine Motivation aufrechtzuerhalten) und es ging kontinuierlich voran bis zu 8 cm, da blieb es einige Zeit lang dabei. Ich war zwischenzeitlich schon etwas ungeduldig und fragte Anna, wie lange es denn noch dauert. Sie sagte, das könne sie mir nicht sagen. Anna hörte regelmäßig die Herztöne des Kindes unter Wasser ab und dokumentierte. Mein Mann spielte dabei Gitarre, die er noch eingepackt hatte, was ich sehr schön fand. Irgendwann war es dann soweit und die Ansage war: „Der Weg ist nun frei“ und „wir sind nun auf der Zielgeraden“ (ab dann dauerte es aber noch ein paar Stunden) und dann „was hälst du davon, wenn du jetzt mal mitschiebst?“ Ich konnte es erst gar nicht glauben und hatte auch Angst, dass es mich „auseinanderreißt“, aber dann dachte ich mir, „ok., du musst denen jetzt vertrauen“. Zuvor wurde uns erklärt, dass die Hebammen versuchen im rechzeitigen Moment „Stopp“ zu sagen, wenn man nicht mehr mitpressen soll. Die Presswehen habe ich dann als sehr schmerzhaft empfunden und mein Mann und ich dachten unabhängig voneinander, „das kann man sich doch nur einmal im Leben „antun“ “. Ich wechselte dabei dann auf Anraten der Hebammen die Stellung und ging in der Badewanne in die Hocke. Am Ende der Pressphase kam die zweite Hebamme Teresa dazu, die sich vor mich kniete und sich am Badewannenrand abstützte, mir gut zusprach und Hinweise für den Atem gab; ich hielt mich mit meinen Händen ganz fest an ihrem Unterarm. Ihre Anwesenheit empfand ich in diesem Moment als äußerst hilfreich. Ich tönte bzw. schrie laut, ich konnte nicht anders. Anna und mein Mann waren hinter mir. Mein Mann drückte mir fortwährend auf meine Ansage hin mit der Hand fest auf mein Kreuzbein, was ich als druckentlastend empfand. Ich konnte während der letzten Phase zwei Mal das behaarte Köpfchen tasten, was mir irgendwie „Auftrieb“ gab und gleichzeitig surreal schien. Und um 13.32h war es dann nach ca. 13 Stunden endlich soweit und er flutsche ins Wasser. Anna nahm ihn unter Wasser „in Empfang“ und gab ihn mir dann. Ich bekam den Hinweis, ihm ins Gesicht zu pusten, damit er die Augen öffnet. So war es dann auch. Die kleinen neugierigen blauen Augen blickten mir direkt ins Gesicht. Danach lag er schreiend auf meiner Brust. Die Plazentageburt kam ca. 15 Minuten später auch unkompliziert ins Wasser. Ich war sehr erleichtert. Es lief für mich alles ab wie ein Film, der erst im Nachhinein realer und verarbeitbar wird. Wir ruhten uns noch einige Zeit auf dem Bett zu dritt aus und konnten dann am Nachmittag, zweieinhalb Stunden nach der Geburt, zu dritt nach Hause fahren. Während wir uns auf dem Bett ausruhten, machten die Hebammen auch die U1, zogen das Baby an, machten Fußabdrücke von ihm als Erinnerung. Es war alles für uns ein unbeschreibliches Erlebnis. Ein Wunder kann man sagen. Und wir sind unendlich dankbar, dass wir dies in so ungestörter, ruhiger, magischer Atmosphäre erleben durften und bedanken uns von Herzen bei Anna und Teresa für die großartige Unterstützung bei der Geburt sowie auch bei allen anderen Hebammen für die großartige Betreuung während der gesamten Schwangerschaft. Wir sind sehr dankbar!