Der Grund warum wir uns für das Geburtshaus Idstein als Ort der Geburt unseres ersten Kindes entschieden haben, war die Überzeugung, dass eine 1:1 Betreuung durch eine Hebamme, das vertraute Umfeld sowie die niedrige Interventionsrate, eine natürliche Geburt bestmöglich fördert. Die medizinische Absicherung eines Krankenhauses mit Option auf Schmerzmittel wog für uns nicht so schwer und bestand ja trotz der Entscheidung für das Geburtshaus durch eine mögliche Verlegung. Für uns sollte sich unsere Entscheidung als goldrichtig herausstellen.
Was mich als werdender Vater und uns als werdende Familie sehr gut auf die Geburt eingestimmt hat, war die Teilnahme an einem Vorbereitungskurs für Paare im Geburtshaus. Dabei haben wir direkt eine der Hebammen besser kennengelernt und konnten uns außerdem mit dem Geburtshaus selbst vertraut machen. Dies sollte sich bei der Geburt als großer Vorteil erweisen, da wir uns durch die bekannte Umgebung direkt wohlgefühlt haben. Durch den gemeinsamen Kurs haben wir uns als Paar auf den gleichen Kenntnisstand gebracht und konnten nach jedem Termin wertvolle Gesprächsthemen für uns mitnehmen. Mir hat die persönliche Ansprache deutlich mehr gebracht als das Lesen von Büchern oder das einfache Googeln von Antworten auf meine Fragen. Ich war sehr froh, dass der Kurs trotz Corona-Pandemie als Präsenzveranstaltung angeboten wurde und wir auch andere Bald-Eltern persönlich kennenlernen konnten. Neben dem Geburtsvorbereitungskurs habe ich meine Frau zu möglichst vielen Vorsorgeterminen begleitet und habe so auch den Rest des Hebammenteams kennengelernt.
Als an einem Dienstagabend die Wehen einsetzten haben wir ganz selbstverständlich die Nummer der Rufbereitschaft gewählt und die diensthabende Hebamme über den aktuellen Stand informiert. Wie vermutlich vielen Paaren beim ersten Kind, fiel es uns schwer zu bestimmen, wann wir zu Hause losfahren sollten. So sind wir nach Absprache in der Nacht nach Idstein aufgebrochen, weil uns zu diesem Zeitpunkt eine Unterstützung bei den regelmäßigen und intensiven Wehen notwendig oder sinnvoll erschien. Nach Feststellung, dass der Muttermund noch nicht ausreichend geöffnet war, haben wir die Möglichkeit genutzt wieder nach Hause zu fahren und die Wehen im eigenen Bett zu veratmen. Am Mittwochmorgen musste meine Frau bei den Wehen nun tönen und so sind wir erneut ins Geburtshaus gefahren. Der Muttermund war nun deutlich weiter geöffnet und wir durften bleiben. Nun kamen die erhofften Vorteile eines außerklinischen Geburtsortes deutlich zum Tragen: Erstens war rund um die Uhr eine Hebamme mit uns im Raum. Allein dieser Umstand tat meiner Frau (und damit auch mir) sehr gut, da sie uns in ihrem geduldigen und entspannten Beisein ein Gefühl von Sicherheit gab. Zweitens war es möglich uns den Raum entsprechend unserer Bedürfnisse einzurichten, z.B. mit eigener Bettwäsche, Handtüchern, Snacks, Musik. Drittens konnte meine Frau sich ohne eine CTG-Überwachung frei bewegen, die Hebamme kontrollierte die Herztöne des Babys regelmäßig und unaufdringlich mit einem Dopton. Innerhalb der langen Zeit bis zur Geburt unseres Sohnes am Mittwochabend wechselte meine Frau oft vom Bett in die Badewanne, auf die Toilette, auf die Bettkante, auf einen Gebärhocker. Regelmäßig lief sie durch den Raum, nutzte den Rand der Badewanne, meine Arme oder die Tücher an der Decke als Stütze und legte sich dann wieder hin.
Die Hebammen des Geburtshauses gaben über den gesamten Zeitraum hin und wieder Anregungen für neue Positionen, gaben Tipps wie der Partner unterstützen könnte oder wohltuende Massagen. Dabei haben wir uns nie gedrängt oder bevormundet gefühlt. Auch als sich die Geburt immer länger hinzog und die Wehenabstände länger wurden, konnte das Hebammenteam die richtigen Worte finden und Hilfsmittel wie Akupunktur, Globuli, Tee und Bauchmassage mit Öl anbieten. Auch die Entscheidung letztlich einen Dammschnitt durchzuführen wurde sehr offen mit uns besprochen und von allen Anwesenden im Team getroffen. Dieser ermöglichte die Geburt unseres Sohnes am Mittwochabend um 19:22 Uhr.
Was im Jahr 2022 leider auch nicht selbstverständlich ist: Mir als Vater war es möglich in jeder Phase der Geburt dabei zu sein. Nach negativem Selbst-Schnelltest im Geburtshaus mussten weder ich noch meine Frau eine Schutzmaske tragen. Auch dieser Umstand war sicherlich Teil des schönen Geburtserlebnisses und wäre im Krankenhaus so nicht möglich gewesen.
Trotz der anstrengenden Geburt empfinden wir nur Dankbarkeit und sind sehr froh uns im Geburtshaus Idstein angemeldet zu haben. Dieser Geburtsbericht ist nur ein winziger Beitrag, den ich leisten kann, um meine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Letztlich kann ich das Geburtshaus Idstein vollumfassend weiterempfehlen, für unsere kleine Familie war es auf jeden Fall genau der richtige Ort.