Geburtsbericht - Famile Voigt

 

Ich war schwanger – zum zweiten Mal. Das erste Mal hatten mein Freund und ich uns schon bestens informiert und waren dementsprechend vorbereitet: Hebammenmangel, d.h. schnellstens eine Hebamme suchen, am besten noch mit Schwangerschaftstest in der Hand und dann auch direkt das Geburtshaus Idstein kontaktieren und für einen Online-Infoabend anmelden, damit wir noch eine Möglichkeit bekommen aufgenommen zu werden. Die erste Schwangerschaft endete in der 9. Woche, dieses Mal sollte sie mit dem schönsten Ergebnis, das man sich vorstellen kann, enden - einem putzmunteren Baby.


Der erste Kontakt mit dem Geburtshaus war mit Yvonne und einer parallel stattfindenden Geburt im Erdgeschoss des Hauses. Wir konnten uns schon einmal vertraut machen mit den Geräuschen während einer Geburt.
Yvonne wirkte sehr kompetent und herzlich und dieser Eindruck bestätigte sich im Laufe der Schwangerschaft auch bei den anderen Hebammen. Jeder Besuch im Geburtshaus war pure Ruhe – erden. Jedem schwangeren Paar wünsche ich sich die Zeit zu nehmen den Geburtsvorbereitungskurs im Geburtshaus zu besuchen. Die Informationen waren unter der Geburt Gold wert. Ich habe mich unter der Geburt und während der Schwangerschaft selbst sehr kompetent mit mir erlebt. Und letztendlich war es die Vorbereitung, die mich ohne Geburtstrauma sondern gestärkt und selbstbewusst hat das Ganze erleben lassen, obwohl die Geburt selbst wirklich kein Zuckerschlecken war.
Ich war 9 Tage über dem errechneten Termin als ich morgens spürte es ist etwas anders. In etwa so, wie wenn man aufwacht und spürt man bekommt heute seine Menstruation. Es zog ein wenig im Unterleib, ähnlich wie in den Tagen zuvor aber diesmal war es deutlicher. Das teilte ich auch meinem Freund mit. Wir verabredeten uns noch mit einer Freundin zum Spazieren am Mittag. Da musste ich schon das ein oder andere Mal stehenbleiben und tief durchatmen. Danach ging es weiter ins Geburtshaus, der nächste Vorsorgetermin stand an und Laura bestätigte mir, dass ich Kontraktionen habe. Ich habe mich so sehr darüber gefreut, denn ich wollte am allerwenigsten eingeleitet werden und mir lief gefühlt die Zeit davon. Am Abend fiel es mir schon schwer zu essen, mir war nicht ganz wohl, die Kontraktionen wurden stärker. Trotzdem versuchte ich ein wenig zu schlafen, das ging immer wieder nur kurz zwischen den Wehenpausen und um meinen Freund Kräfte für die nächsten Stunden sammeln zu lassen (ich brauchte ihn ja noch 😊), ließ ich ihn allein im Schlafzimmer und wechselte auf die Couch und den Gymnastikball im Wohnzimmer.
Als die Sonne morgens aufging war ich erleichtert. Die Nacht war geschafft, heute – ich war mir sicher- wird mein Kind auf die Welt kommen. Die Kontraktionen waren am Mittag schon sehr regelmäßig und recht stark. Aber es hat mich nicht überrollt oder Ähnliches. Es war einfach sehr unangenehm aber aushaltbar. Mittags wollte ich noch einmal schlafen, ich fühlte mich sehr erschöpft. Aber jedes Mal, wenn ich kurz vorm Einschlafen war, kam die nächste Wehe. Am Nachmittag ging ich in die Badewanne und war ein wenig frustriert, dass ich das vorher noch nicht ausprobiert hatte. Es war zunächst pure Entspannung. Dann kamen die Wehen zurück, immer stärker und ich bat meinen Freund das Geburtshaus zu kontaktieren. Ich wollte bald los. Ich tastete selbst den Muttermund und vermutete 4cm. Am Abend im Geburtshaus angekommen empfing mich Carolin strahlend während einer meiner Wehen mit den Worten „Das sieht sehr gut aus“. Mein Freund machte das Zimmer fertig, holte die Sachen rein, bezog das Bett und ich wünschte mir in die Badewanne zu können, was auch gleich arrangiert wurde. Ich bekam einen Tee gekocht und eine Praktikantin begleitete mich zusätzlich, nachdem ich gefragt wurde ob mir das recht sei. Gegen 20 Uhr kam Laura dazu, worüber ich mich sehr freute. Ich fühlte mich gleich noch wohler. Die Untersuchung ergab 3-4cm, was mich frustrierte. In der Badewanne war es immer aushaltbar, angenehm warm und trotzdem bat ich um einen kalten Waschlappen auf der Stirn. Man darf nicht unterschätzen wie körperlich anstrengend Geburt ist, wie eben ein langer Lauf (ich mag den Marathonvergleich nicht, weil ich mir einen solchen nicht zutrauen würde). Laura hielt mich, massierte den Rücken, brachte mir warme Kisschen für den unteren Rücken und strahlte wieder pure Ruhe aus. Es beruhigte mich, wenn sie mich anschaute mit dem Blick, der sagte „das was ich hier sehe ist das normalste der Welt“. Alles war normal – ich hatte eine normale Geburt. Leider tat sich in den nächsten Stunden an meinem Muttermund nicht so viel und ich war sehr müde und erschöpft. Ich wollte nur noch schlafen. Also legten mein Freund und ich uns nochmal hin. Die nächste Welle ließ ich einfach geschehen und sie war immens stark. Die nächste darauffolgende ebenfalls, viel stärker als davor und ich spürte das plötzlich warme Flüssigkeit aus mir austrat. Ich war mir sicher, dass die Fruchtblase gesprungen war und bat meinen Freund Laura zu holen. Sie bestätigte den Blasensprung und ich freute mich wieder, weil es ein Meilenstein war und mir zeigte, dass die Geburt voranschritt. Ab dem Zeitpunkt meint auch mein Freund habe sich mein Gesichtsausdruck verändert und ich sei wie in eine andere Welt abgetaucht. Die Wehen wurden stärker und länger. In der Nacht untersuchte mich Laura erneut. Mein Muttermund war bei 9cm doch das Köpfchen schien nicht komplett optimal im Becken zu liegen. Am Morgen gegen 7 berieten sich beide Hebammen und schlugen vor mich entweder zu verlegen oder noch einige Übungen zu machen damit sich das Köpfchen meiner Tochter besser einstellte. Ich war dermaßen erschöpft, dass ich unbedingt eine Pause brauchte und wir ins Krankenhaus fuhren. Mein Freund und ich vorneweg, Laura hinterher. Die Fahrt war unangenehm aber aushaltbar und ich sehnte nur noch irgendeine Hilfe in Form von Schmerzmitteln herbei. Im Krankenhaus angekommen übergab Laura der Hebamme dort alle Infos und ich bekam eine PDA. Ich habe von vielen Frauen gehört, dass sie ihnen nicht viel gebracht hat, für mich ist es ein Wundermittel. Ich habe mit jeder darauffolgenden Wehe gespürt, wie leichter sie auszuhalten waren und konnte sogar noch ein mitgebrachtes Käsebrot meines Freundes essen und kurz ruhen. Wir scherzten sogar miteinander. Die Ärztin untersuchte mich, bestätigte, dass der Kopf nicht ganz optimal liegen würde aber unsere Tochter recht klein zu sein schien und sie „sich da schon durchwurschteln würde“. Der Optimismus der Ärztin übertrug sich auf mich. Kurze Zeit später bekam ich dann einen Oxytocintropf, der die Wehen wieder anregte stärker zu werden, denn die Geburt sollte ja nun auch voranschreiten und bald zum Ende kommen. Ich spürte auch wie der Druck der Wehen immens zunahm, spürte aber kaum Schmerzen. Ich konnte verschiedene Positionen einnehmen und spürte auch wie sich das Köpfchen im Becken senkte. Ich war total euphorisch. Kurz vor Ende der Geburt wurde die Ärztin dazu gerufen, was üblich ist. Ich wusste, durch den Geburtsvorbereitungskurs, nun würde es nicht mehr lange dauern und gab nochmal alles. Ich hätte auch noch gekonnt, wären die abfallenden Herztöne meiner Tochter nicht dazwischen gekommen. Sie schien also auch schon langsam erschöpft von der langen Geburt. Die Ärztin besprach in Ruhe die nächsten Schritte und kündigte an, dass wir es nun wahrscheinlich mit Saugglocke und Dammschnitt probieren müssten. Mir war alles recht, ich wollte nur noch, dass sie langsam da ist und alle gesund sind. Der Dammschnitt hat nur kurz geziept und wurde von der Wehe, die ich dabei hatte, übertroffen. 2-3 Wehen danach war meine Tochter da. Erst der Kopf, dann das lange Warten auf die nächste Wehe und dann der restliche Körper. Sie war perfekt, wie geduscht, dunkle Haare und hat direkt Geräusche von sich gegeben. Sie wurde mir, nachdem ich gefragt wurde, auf den Bauch gelegt und mein Freund und ich mussten erstmal weinen und haben uns die schnulzigsten Sätze gesagt, die es so gibt. Die Nabelschnur war auch recht schnell auspulsiert, wir durften sie uns anschauen und die Plazenta, die kurze Zeit später kam, anfassen und betrachten. Leider war die Blutung, die nach der Geburt folgt, recht stark, sodass ich in den OP musste. Wenige Zeit später wurden wir jedoch wieder im Kreissaal zusammengeführt. Mein Freund hatte in der Zwischenzeit dort mit der Kleinen gekuschelt. Danach konnten wir sie weiter gemeinsam bestaunen und die erste U-Untersuchung mit der Hebamme machen.

Ich bin davon überzeugt, dass die Geburt ganz anders gelaufen wäre, wenn ich die Zeit im Geburtshaus nicht gehabt hätte. Dort wurde mit aller Ruhe gewartet und probiert bis ich selbst entschied nicht mehr zu können. Der körperlich anstrengendste Teil fand tatsächlich dort statt und ich hatte die perfekte Begleitung dabei.

Vielen Dank, dass es euch gibt!