Als mich meine Hebamme in einem Vorbereitungsgespräch im 5. Schwangerschaftsmonat fragte, wo ich entbinden werde, antwortete ich schnell „Wieder im Krankenhaus, wie beim ersten Kind“. Auf die Frage, ob ich mir ein Geburtshaus vorstellen könne, kam prompt ein bestimmtes „NEIN!“ von mir. Wie sollte ich nach der ersten Erfahrung – einer 2 ½ Tage dauernden Geburt, bei der ich am Ende genau so gebar, wie ich es nie wollte, mit einer PDA und lauter Schläuchen an mir hängend, sehr müde und nicht mehr viel spürend – überhaupt noch einen Hauch eines Gedankens an die Möglichkeit, im Geburtshaus zu entbinden verschwenden, viel zu unsicher!
Die Wochen und Monate verstrichen und ich begann recht spät – keine 2 Monate vor dem errechnetem Geburtstermin – meinen Geburtsvorbereitungskurs für Mehrgebärende im Geburtshaus Idstein. Während ich den anderen vor Ort berichtete, wie meine erste Geburt vor circa 4 ½ Jahren verlief, wie verloren ich mir im ganzen Verlauf vorkam, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: das Krankenhaus ist nicht der richtige Ort für mich, ich möchte im Geburtshaus entbinden! Dieses Gefühl blieb eine feste Überzeugung und ich hatte ein riesiges Glück, dass just ab Januar neue Kapazitäten im Geburtshaus frei geworden waren. Ich war erleichtert und überglücklich, auch wenn es einige Personen in unserem Umfeld gab, die die Wahl des Geburtshauses als zu risikoreich empfanden. Und zugegebener Weise hatte natürlich auch mein Mann viele Fragen bezüglich möglich aufkommender Risiken, hatten wir uns doch bis dato noch nicht mit der Frage einer Entbindung in einem Geburtshaus auseinandergesetzt. Doch war meine innere Überzeugung so stark und das Gefühl so positiv, so dass wir uns dafür entschieden.
Die Vorbereitungstermine mit allen Hebammen und den unterschiedlichen Themen musste ich nun in einem sehr kurzen Zeitraum absolvieren, was zwar sehr intensiv war, ich aber im Nachhinein als gar nicht so schlecht empfand, da ich alle Treffen und Gespräche noch sehr gut in Erinnerung hatte. Während der Vorbereitungstreffen wurde eine Vielzahl an Themen besprochen und ich konnte viele Fragen loswerden.
Die Geburt selbst wurde morgens um 4 Uhr mit einem Blasensprung, zwei Tage vor dem errechneten Termin, eingeleitet. Wehen hatten noch keine eingesetzt. Nach einem ersten Telefonat verabredeten wir uns um 9 Uhr im Geburtshaus. Nach einigen Untersuchungen wurden wir noch einmal nach Hause geschickt, mit ein paar Hausmitteln und Tipps zur weiteren Wehenförderung. Ein wenig nervös war ich nun schon, wurde mir doch gesagt, dass, wenn es bis circa 20 Uhr nicht zu vermehrten Wehentätigkeiten kommen würde, ich zur Einleitung ins Krankenhaus fahren müsse. Bei der nächsten Untersuchung um 15 Uhr waren zwar schon leichte, aber noch nicht ausreichende Wehentätigkeiten vorhanden. Ein Einlauf und ein Spaziergang durch das pittoreske Idstein taten dann aber ihr Übriges, so dass wir gegen 19:30 Uhr die diensthabende Hebamme anrufen konnten. Nun ging alles recht schnell und ein zweiter Wunsch ging dabei mit in Erfüllung: gegen 21:30 Uhr kam unser Sohn in der Badewanne zur Welt. Gefühlt habe ich das gesamte Haus zusammengeschrien, aber ich war überglücklich, dass ich nun alle Geburtsphasen wirklich durchfühlen durfte. Das warme Wasser und das leichte Gefühl, das dieses auslöste – ich würde jede weitere Geburt wieder im Wasser verbringen wollen. Auch das Ambiente, ein Tee für zwischendurch und die gefühlte Zweisamkeit mit meinem Mann (auch unter der Präsenz von Katrina), waren einfach wohltuend. Nach etwas über drei Stunden durften wir dann nachts nach Hause fahren. Ich freute mich auf das eigene Bett und den Moment, an dem unser älterer Sohn am nächsten Morgen ins Zimmer kommen und seinen kleinen Bruder würde kennen lernen dürfen. Und so verbrachten wir die ersten Stunden des Morgens alle zusammen kuschelnd im Bett.
Was mich besonders beeindruckt hat, war die Art der Arbeit der Hebammen selbst, dies schon in der Vorbereitung, aber vor allem während des Geburtsprozesses. Katrina ging sehr schön auf meinen Rhythmus und meine Bedürfnisse ein, gab mir immer wieder auf eine sehr dezente, aber präsente Weise die richtigen Hinweise und Unterstützung. Auch musste sie am Ende die Geburt allein begleiten, da es unser Sohn dann doch sehr eilig hatte und Cora erst wenige Minuten nach der Geburt eintraf, was mir aber in diesem Moment überhaupt nicht auffiel. Vielen lieben Dank für deine, Katrina, und eure gesamte Unterstützung. Der Gedanke an die Geburt brachte bei mir in den ersten Tagen nach der Geburt immer ein Lächeln auf die Lippen …. und tut es auch immer noch!