Als ich wusste, dass ich schwanger bin, hatte ich gleich am Anfang die Vorstellung, dass ich für die Geburt viel Ruhe brauche, um meiner Intuition folgen zu können. Da es mein erstes Kind war, wollte ich aber auch jemanden mit Erfahrung dabei wissen, der stets präsent ist und mir Rat und Hilfestellung gibt, wenn es angebracht ist. Während der Geburt wollte ich mich frei bewegen können, also kein CTG mit Kabeln. Aus diesen Gründen meldete ich mich gleich im Geburtshaus an und war froh, dass im Verlauf der Schwangerschaft keine Hinderungsgründe für eine Geburt dort eintraten. Die vorvorletzte Nacht vor errechnetem Termin war ich schon durch Wehen weitestgehend vom Schlafen abgehalten worden.
Am folgenden Vormittag rief ich schon mal bei der Rufbereitschaft an, wegen einer Frage und um mitzuteilen, dass es bei mir eventuell in diesem Dienst soweit sein werde. Die Wehen gingen aber tagsüber nochmal komplett weg. Als sich abends der Nachtdienst nach der Lage erkundigte, besprachen wir, dass ich versuche, die folgende Nacht Schlaf zu bekommen. Das klappte aber nicht, denn als ich mich zum Nachtschlaf hingelegte, gingen die Wehen wieder los. Dazu kam leider diese Nacht ständiges Erbrechen nach fast jeder zweiten Wehe, die die zweite Nachthälfte in etwa im 10-Minuten-Takt kamen. Das war natürlich ziemlich unangenehm. Zwischendurch habe ich Tee getrunken, weil leer würgen noch unangenehmer ist. Schlaf bekam ich nur mal auf einem Stuhl sitzend, den Kopf abgelegt für wenige Minuten zwischen zwei Wehen. Morgens unter der Dusche kamen die Wehen dann in deutlich kürzeren Abständen von ca. vier Minuten. Deshalb rief ich um 8:30 Uhr an, dass ich ins Geburtshaus komme. Als wir dort ankamen war der Muttermund 5-6 cm geöffnet. Nach der Untersuchung, bei der ich mich nochmal richtig übergab, ging's +£in die Wanne, wo die Übelkeit endlich verschwand. Manche Wehen zogen stark im Bauch, so dass es richtig weh tat, aber dafür hatte ich ja auch monatelang keine Menstruationsschmerzen, tröstete ich mich, und der große Vorteil von Wehen ist zudem, dass es dazwischen Pausen gibt. Irgendwann sollte ich raus aus der Wanne und der Muttermund war so gut wie komplett geöffnet. Nach einer Weile leiteten die Hebammen mich zum Pressen an, aber es war irgendwie nicht richtig bzw. nicht kräftig genug. Sie versuchten viel z.B. Tee, Nasenspray, Blase und Darm entleeren sowie mich zum Trinken und Essen zu animieren, um Kraft zu bekommen. Aber die Wehen wurden nicht kräftiger. Die Hebammen schlussfolgerten, dass ich nach den anstrengenden Nächten nicht mehr genug Kraft hatte. Die Zeit, die die Austreibungsphase im Geburtshaus dauern durfte, ging vorüber. Dem Baby ging es zwar noch gut (seine Herztöne wurden zum Schluss immer öfter abgehört mit dem Dopton), aber ich musste ins Krankenhaus verlegt werden, damit rechtzeitig medizinische Interventionen möglich wären, falls die Herztöne des Babys nachlassen sollten. Die Hebammen meldeten mich im Paulinenstiftkrankenhaus in Wiesbaden und riefen einen Krankenwagen. Ich hatte große Angst vor der Fahrt, vorallem vor der aufgezwungenen Unbeweglichkeit. Es blieb mir aber nichts anderes übrig als in den Krankenwagen hineinzugehen. Ich durfte auf der linken Seite liegen, wurde locker angeschnallt und die Hebamme Yvonne setzte sich neben mich. Sie hatte die Sanitäter zu einer entspannten Blaulichtfahrt angewiesen. Manchmal schalteten sie das Martinshorn an und der Wagen schaukelte gelegentlich. Ich fand es total entspannend in dem schaukelnden Wagen. Ich entdeckte wie angenehm es war doll zu Pressen bei den Wehen, da die Wehen sonst ein bisschen schmerzhaft wurden. Von mir aus musste die Fahrt nicht so schnell zu Ende gehen. Wir waren aber recht bald in Wiesbaden (25 Minuten Fahrzeit hat Yvonne dokumentiert). Ein Arzt und eine Hebamme begrüßten mich freundlich, ich durfte mir eine Position aussuchen und entschied mich wieder für die Seitenlage. Die Krankenwagenfahrt war wohl anregend gewesen und sie sagten, mein Baby sei schon fast da. Ich bekam noch Globulis für lange kräftige Wehen. Der Arzt und die Hebamme stützten bei jeder Wehe meine Füße, damit ich richtig feste Pressen konnte. Nach einigen Presswehen steckte schließlich eine Wehenpause lang der Kopf im Ausgang, das war nicht angenehm, aber auch nicht wirklich schmerzhaft. Alle waren froh, dass der Kopf nun da blieb und sich nicht wieder zurück zog. Dann bei der nächsten Wehe um 16:16 Uhr glitt der Kopf raus und der restliche Körper gleich hinterher. Da lag sie. Ich fragte: Kann ich sie haben? Jemand hob sie mir entgegen, ich nahm sie und legte sie auf meine Brust. Nun begann das Kennenlernen auf neue Weise. Schön dass du da bist süße kleine Maus! Ich bin insgesamt zufrieden mit der Geburt. Die Kotzerei war natürlich nicht schön und hat mich sehr geschwächt, aber ich kam ohne medizinische Interventionen aus und hatte nur einen kleinen Riss irgendwo zwischen den Schamlippen. Vier Stunden nach der Geburt durften wir nach Hause und nach ein paar Tagen war ich wieder aktiv unterwegs. Ich denke, wahrscheinlich war für mich das Geburtshaus die beste Wahl, denn anscheinend brauchte ich einen Krankenwagen als Geburtshilfe :-D