Ich bin Svenja, 37 Jahre jung und ich werde zum ersten mal Mutter. Wahl des Geburtsortes: Kaum hatte ich erfahren, dass ich schwanger bin, war mir bewusst, dass unser Baby an einem friedlichen und heimeligen Ort zur Welt kommen soll. Wo und wie war mir zu diesem frühen Zeitpunkt jedoch noch nicht klar. Fest stand nur, ich möchte nicht in ein Krankenhaus gehen. Mit diesem Ort verbinde ich Schmerz und Krankheit und fühle mich dort schon als Besucher unwohl. Als ich meiner Kollegin erzählte, dass ich schwanger bin, sagte sie zu mir: „wenn ich dir nur eine Sache ans Herz legen darf, schau dir mal ein Geburtshaus an.“ Sie erwartete ihr zweites Kind und hatte sich bereits für eine Geburt im Geburtshaus oder zu Hause entschieden. So kam es, dass ich auf das Geburtshaus in Idstein aufmerksam wurde.
Mein Mann und ich besuchten den online Infoabend und waren uns spätestens danach einig, das ist der richtige Ort für uns, an dem unsere Tochter geboren werden soll. Auch die Teilnahme am Geburtsvorbereitungskurs und das Kennenlernen von jeder Hebamme bestätigte unsere Entscheidung immer und immer mehr. Wir fühlten uns im Geburtshaus sehr wohl. Die Atmosphäre war immer entspannt und sehr sehr wertschätzend. Ich habe mich als Frau ernst genommen und unterstützt gefühlt.
Die Vorbereitung
Im Geburtsvorbereitungskurs mit Katrina wurden mein Mann und ich auf mögliche Höhen und Tiefen der bevorstehenden Geburt vorbereitet. Katrina hat mit ihrer offenen, ehrlichen und witzigen Art eine tolle und vertraute Atmosphäre für den Kurs geschaffen. Sie konnte den teilnehmenden Paaren Ängste nehmen und Vertrauen schenken. Sie hat die Männer einbezogen und in ihrer Rolle gestärkt.
Ein Grund, der unserer Geburt im Geburtshaus im Wege stehen könnte, war mein Gewicht. Ich startete in die Schwangerschaft mit 88 kg, also mit genug Reserven für die bevorstehende Zeit. Ab einem BMI von 35 wäre meine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft eingestuft worden und die Geburt im Geburtshaus wäre nicht so einfach möglich gewesen. Ich hatte eine Toleranz von +5 kg, mehr sollte, durfte und wollte ich nicht zunehmen.
Das war für mich ein Grund und eine riesige Motivation, mich in der Schwangerschaft gesund und bewusst zu ernähren. Von Anfang an sagte ich mir: „Süßes bekommt dir nicht gut.“ Und ich bekam keine Gelüste oder Heißhunger Attacken. Ich aß viel Obst und Gemüse, selten Fast Food oder Fettiges und kaum Süßes. Und es tat mir sehr gut. Ich aß sehr bewusst und weiterhin normale bis kleine Mengen. Ich hielt keine Diät oder Ähnliches.
Um meinen Körper möglichst lange fit zu halten, die Muskulatur zu lockern und trotzdem zu kräftigen habe ich die gesamte Dauer der Schwangerschaft Yoga gemacht und besuchte alle 4 Wochen die Thaimassage. Zum Ende ließ ich mir vor allem die Beine und die Gesäßmuskulatur lockern, das war eine echte Wohltat. Damit auch das Skelett optimal ausgerichtet ist, besuchte ich 4 Mal eine Osteopathin, welche mich sanft einrenkte und die Muskulatur im Rücken ebenfalls lockerte.
Ein bedeutender Schwerpunkt in meiner Vorbereitung auf die Geburt war die mentale Stärkung und Sicherheit durch Hypnose, welche ich durch den online Kurs „die friedliche Geburt“ von Kristin Graf erlernte. Ich startete mit ihrem Podcast und absolvierte ihren Online Kurs ab der 20sten SSW. Ich übte die Hypnosen, die Visualisierung und Atmung fast jeden Tag oder jede Nacht. Immer wenn ich wach lag und nicht mehr einschlafen konnte, nahm ich meine Kopfhörer und ließ mich von Kristin in eine entspannte Hypnose führen. Später ankerte ich einen Entspannungs- und Kraftort mit Hilfe von Düften, Körperankern und einem kleinen grünen Filzball.
Doch ganz weit verborgen spürte ich ab und zu noch eine Unsicherheit und Angst aufblitzen. Einige Wochen ließ ich sie nicht hoch kommen. Ich sagte mir immer und immer wieder: du kannst vertrauen, dein Körper ist dafür gemacht, du schaffst das. Doch die Angst ließ sich davon nicht lösen, ich spürte sie und wollte sie zulassen. Und so kam es zu einem ganz besonderen Moment. Während der Schwangerschaft absolvierte ich eine online Ausbildung zum EmTrace Emotionscoach. In der Ausbildung werden die Techniken in Demonstrationen mit den Teilnehmern geübt. Eine Teilnehmerin wurde zur Auflösung ihrer emotionalen Blockaden zu ihrer Geburt zurück geführt. Unter Anleitung des Trainers konnte sie ihren eigenen schweren Geburtsprozess emotional verarbeiten und ihre persönlichen Blockaden auflösen. Und gleichzeitig arbeitete ich im Verborgenen an meiner persönlichen Angst.
Von einer anderen Freundin wurde uns die Vorbereitung durch regelmäßige Dammmassage empfohlen. Auch im Geburtsvorbereitungskurs gingen wir darauf ein und wollten es ausprobieren.
Ein weiterer Schritt in meiner Vorbereitung war die bewusste Ernährung nach Louven. 6 Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin begann ich auf Zucker und Weißmehl zu verzichten. Mir fiel es nicht schwer, weil ich mich die ganze Schwangerschaft über schon bewusst ernährt habe. Ich geißelte mich nicht. Wenn wir eingeladen waren und ich mich nicht exakt an die Empfehlungen halten konnte, war es ok.
Die SSW 37 war erreicht. Das war der Startschuss für eine Geburt im Geburtshaus. Unser Baby durfte ab sofort zur Welt kommen. Mir ging es nach wie vor bestens. Ich war weiter aktiv und genoss die Zeit meines Mutterschutzes. Ich erledigte noch ein paar Termine, traf mich mit Freunden und Kollegen und wartete gespannt auf den Moment in dem es los gehen sollte. Ich freute mich darauf.
Nur eine Hürde galt es noch zu nehmen. Bei einer der letzten Vorsorgeuntersuchungen wurden bei mir ß-Streptokokken positiv getestet. „Oh je, was sollte das jetzt heißen?“ Konnte ich doch nicht im Geburtshaus entbinden? Ich suchte Rat bei den Hebammen und wurde wie immer wertschätzend und stärkend informiert. Bei positiv getesteten ß-Streptokokken wird empfohlen unter der Geburt eine Antibiose zu verabreichen. Dies ist nur unter der Geburt und von einem Arzt möglich. Das ist jedoch nur eine Empfehlung und keine Verpflichtung. 1 von 1000 Kindern kann bei einer positiven Infektion der Mutter auch infiziert werden. Die Antibiose reduziert die Wahrscheinlichkeit um 60%. Es bleibt also immer noch ein Restrisiko von 40%. Und das bei einer Ansteckungsgefahr von 1:1000.
Wir entschieden uns der Empfehlung nicht zu folgen und weiterhin die Geburt auf eigene Verantwortung im Geburtshaus anzustreben.
Die 40 SSW beginnt in der kommenden Woche am 15.11.2022, der errechnete Termin ist der 22.11.2022. Ich dachte, so langsam könnten wir mit den wehenfördernden Maßnahmen starten. Himbeerblätter Tee, viel Kuscheln, noch mal Liebe machen ;-) Das war am 13.11.2022, Sonntag Abend. Wir hatten einen schönen Tag und einen liebevollen Abend. Danach gingen wir schlafen.
Die Geburt
Um etwa 1 Uhr in der Nacht spürte ich zum ersten Mal ein anderes Gefühl in meinem Bauch. Es war nicht das übliche Ziepen. Es fühlte sich wärmer an. Als ginge ein warmer Schauer durch meinen Bauch. Da war es wieder. Es kam regelmäßig. Es war nicht schmerzhaft. Es war einfach da, immer wieder wurde es heiß in meinem Bauch und kühlte dann wieder ab. Ich glaube es geht los.
Ich überlegte was es zu organisieren gab. Mein Mann sollte ausgeschlafen sein, ich würde ihn nicht wecken. Die Rufbereitschaft bei den Hebammen wechselt um 10 Uhr. Bis dahin warten wir auf jeden Fall zu Hause. Das Auto sollte ich die Werkstatt, den Termin musste ich absagen. Meine Freundin die mich fahren sollte, muss auch Bescheid wissen. Bei der Frauenärztin hatte ich einen Termin zur Vorsorge am Montag morgen, den brauche ich wohl auch nicht mehr. Und die Fußpflege am Dienstag kann ich bestimmt auch nicht wahrnehmen. Ich schrieb alles in meinem Handy auf.
Dann wartete ich auf die nächste warme Welle in meinem Bauch und begann mit meiner Meditation und Hypnose für eine friedliche Geburt. Die Hypnose konnte ich unter den Bedingungen wunderbar üben. Ich schlummerte immer mal wieder weg und atmete bei jeder leichten Welle, wie ich es so oft geübt hatte.
Gegen 5 Uhr ging ich zur Toilette und sah etwas Blut auf dem Toilettenpapier. Das war bestimmt der Schleimpfropf, der sich nun gelöst hatte. Es geht also wirklich los. Das war eines der sicheren Anzeichen dass die Geburt begonnen hat. Ich freute mich und ging wieder zurück ins Bett.
Um 7 Uhr klingelte der Wecker von meinem Mann. Ich fragt ihn, ob er heute im Homeoffice arbeiten könnte. „Hm, grummel… eigentlich nicht, aber wenn du dich nicht so gut fühlst, dann versuche ich es.“ Dann fragte er: „wann hast du den Termin bei der Frauenärztin?“ Ich sagte: „den brauche ich heute nicht, ich denke wir fahren nach Idstein.“ Er hat es nicht gleich verstanden. „Wieso nach Idstein? Hast du einen Termin bei der Hebamme? Ich dachte du müsstest zum Frauenarzt.“ Daraufhin sagte ich: "ich denke, dass wir zusammen nach Idstein fahren. Ich habe seit heute Nacht um 1 Uhr leichte Wellen.“ „Oh“, war seine Antwort. „Dann stehe ich jetzt mal besser auf.“
Nachdem er sich fertig gemacht hatte, stand auch ich auf und ging in die Dusche. Die Wellen kamen sehr regelmäßig und ich konnte sie immer noch sehr gut mit meinen Atemübungen empfangen und ziehen lassen. Ich zog mir etwas bequemes an und machte mir eine kleine Schüssel Porridge zum Frühstück. Ich war nicht hungrig, wusste jedoch, dass ich Energie brauchen könnte.
Danach legte ich mich auf die Couch, nahm die Stoppuhr vom Handy und beobachtete die Dauer und Häufigkeit der Wellen. In Gedanken war ich ganz in meiner Hypnose, visualisierte meinen sicheren Entspannungs- und Kraftort und atmete mit jeder Welle. Nach ca. einer Stunde sah ich, dass die Wellen schon sehr regelmäßig kamen, alle 4-5 Minuten und ca. 1 Minute dauerten. Das war gut.
Mein Mann war im Homeoffice und ich wusste, er ist sofort da, wenn ich ihn bräuchte. Ich sagte alle Termine ab und freute mich auf die bevorstehende Reise.
Um 10 Uhr rief ich die Rufbereitschaftsnummer des Geburtshauses an. Susanne hatte am 14.11. Tag-Dienst und ging gleich ans Telefon. Ich sagte ihr, wie es mir ging und was sich bisher getan hatte. Sie fragte mich, ob ich mich zu Hause noch wohl fühle und ob ich glaubte, dass ich es erstmal weiter allein bewerkstelligen kann. Ja, ich fühlte mich zu Hause wohl und wollte noch nicht los fahren. Wir vereinbarten, dass ich wieder anrufe, wenn sich etwas ändert.
Ich legte mich wieder auf die Couch, schloss die Augen, ging in Trance und nahm jede Welle die kam. Ich schaute nicht auf die Uhr, in meinen Gedanken war ich fest mit meiner Tochter verbunden und konzentrierte mich auf die Übungen der friedlichen Geburt. Ich merkte wie die Wellen höher wurden und ich mich mehr und mehr konzentrieren musste um ihnen entspannt mit tiefen Atemzügen zu begegnen. Das Gefühl war unbeschreiblich, es war kräftig, es ist für mich jedoch nicht mit Schmerz zu vergleichen. Es kommt und geht und wechselt zwischen Konzentration und Entspannung.
Nach ca. 1,5 Stunden merkte ich wie in mir ein Gefühl aufkommt: „es ist an der Zeit.“ Ich ging in das Büro meines Mannes, der gerade in einer Videokonferenz saß. Ich sagte zu ihm: „ich möchte bald los fahren, bitte mach dich fertig.“ Er sah mir ins Gesicht und nickte. Später erzählte er mir, dass er mir ansehen konnte, dass ich die Latenzphase hinter mir gelassen hatte und die nächste Stufe gekommen war. Zu seinen Kollegen hörte ich ihn sagen: „Leute, jetzt muss ich wirklich los. Meine Frau guckt komisch.“ Damit meinte er, dass mein Gesicht völlig entspannt war und keine bewussten, muskelgesteuerten Ausdrücke wie Lächeln oder Fokus mehr zu sehen waren.
Ich setzte mich an den Tisch und versank wieder in meiner Trance.
Robert begann sich fertig zu machen. Fragte mich, ob er noch einen Kaffee trinken und seinen Porridge essen könne. Zwischen zwei Wellen sagte ich: „ja, aber beeil dich. Und bitte sprich mit nicht während den Wellen an.“ Er entschuldigte sich und sagte: „ich sehe dir die Wellen nicht an, du bist so ruhig.“
Er packte alle Taschen ins Auto und ich bat ihn vor die Haustür zu fahren und mir eine Spucktüte bereit zu halten, nur für den Fall ;-) Wir waren bereit und zwischen zwei Wellen ging ich die Treppen hinunter, blieb kurz vor dem Auto stehen um die nächste Welle zu nehmen und dann einzusteigen. Bis nach Idstein waren es ca. 30 Minuten Autofahrt. An einem Montag Mittag war auch der Verkehr sehr angenehm, sodass wir zügig über die Autobahn fuhren. Ich atmete und konzentrierte mich. In Idstein angekommen waren die Kreisel das Unangenehmste, auch wenn Robert schon im Schneckentempo unterwegs war, war es mir immer noch zu schnell. „Gleich hast du es geschafft“, beruhigte er mich. „Wir sind gleich da. Möchtest du vom Parkplatz laufen oder …?“ „Vor die Tür“, antwortete ich, bevor er die zweite Frage stellen konnte.
Er half mir aussteigen und schon ging die Tür auf. Eine Frau in Jacke und Maske fragte: „oh, geht es los bei dir?“ „Mhm“, machte ich und ging einfach an ihr vorbei und streifte meine Schuhe ab. Als nächste strahlten mich Angelas Augen hinter ihrer Maske an. „Hallo, ich bin Angela, ich bin die neue Hebamme hier und werde dich heute zusammen mit Susanne begleiten.“ Vielleicht sagte ich Hallo, vielleicht ging ich auch einfach nur an ihr vorbei. Zielstrebig ins rechts Zimmer, welches ich für die Geburt ausgesucht hatte. Ich stellte mich vor die Wanne, stütze mich mit den Händen ab und kreiste mit dem Becken. Ich atmete weiter und konzentrierte mich. Die Wellen wurden höher und kamen schneller. Um mich herum bekam ich nicht viel mit. Es wurden die Taschen rein getragen, Robert fuhr das Auto weg, Angela sagte mir, dass es bei Susanne noch einen Moment dauern würde. Ich weiß nicht wie viel Zeit verging. Ich blieb an der Wanne stehen und kreiste mein Becken, atmete und konzentrierte mich auf meinen Kraftraum.
Dann kam Susanne, sie wollte mich untersuchen und bat mich, mich auf das Bett zu legen, welches in der Zwischenzeit von Robert und Angela bezogen wurde. Ich legte mich und Susanne stellte fest, dass der Muttermund bereits 5cm geöffnet war. Die Herztöne des Babys waren hervorragend. Nur mein Puls war schon einmal zu Hause und dann im Geburtshaus noch einmal davon galoppiert. So schnell wie er in die Höhe geschnellt ist, beruhigte er sich auch wieder. „Das beobachten wir mal“, sagte Susanne.
Nach der Untersuchung sagte ich, dass ich gerne in die Wanne möchte und ich hörte, wie das Wasser eingelassen wurde. Als ich mich aufsetzte drehte sich mir der Magen um und ich sagte: „ich muss mich übergeben, ins Waschbecken oder in den Mülleimer?" Die Antwort war „Mülleimer“ und schon hatte ich ihn im Arm und konnte mich erleichtern. Susanne sagte mir, dass es gut sei und bedeutet, dass der Muttermund sich nun weiter öffnen kann.
Danach ging es mir besser und ich stieg in die Wanne. Sobald ich mich rückwärts ins warme Wasser gleiten ließ, durchfuhr meinen Körper eine Woge der Entspannung. Ich seufzte tief und ließ die Anspannung abfallen. Robert stand hinter mir und ließ mich meinen Kopf an seinem Arm abstützen. Ich lag einige Zeit und die Wellen gingen weiter. Ich suchte nach einer für mich angenehmen Position. In Rückenlage, seitlich im Scherensitz hockend, den Kopf links, den Kopf rechts. So richtig bequem wollte ich es nicht finden. Irgendwann kniete ich mich und beugte den Oberkörper über ein Brett, welches über den Wannenrand gelegt wurde. So ging es.
Was außen herum geschah bekam ich nicht mit. Leise Stimmen sprachen miteinander. Mir wurde Wasser gereicht.. Susanne beobachtete mich und lies mich ganz friedlich meine Übungen machen. Ich merkte, dass die Wellen nun fast ohne Pause kamen. Sie legten mir ein kühles Tuch auf den Kopf. Ich atmete schneller und tönte leise beim Ausatmen. Das schnelle Atmen kostete mich Kraft. Ich versucht mit der Stotteratmung langsamer zu werden und auch Susanne sagte mir, dass ich versuchen solle langsamer zu atmen. Es viel mir schwerer die Trance alleine zu halten. Also bat ich Robert mir meine Kopfhörer zu geben und startete das Audio File der Friedlichen Geburt.
Kristins Stimme beruhigte mich sofort. Sie zählte mich von 10 rückwärts herunter und ich war wieder tief in meiner Trance versunken. Ich holte mir Kraft aus meinem Kraftraum und dissoziierte mich von der Anstrengung meines Körpers. Ich sah mich selbst von oben in meinem Kraftraum liegen und schaute zu, wie mein Körper ganz von alleine alles für die Geburt Notwendige tat. Mich schütze eine Silhouette aus permuttglänzendem Licht und gab mir Kraft.
Ich ging gleichzeitig eine assoziierte Verbindung mit meiner Tochter ein. Ich sagte ihr, dass wir ein super Team sind und dass sie die Geburt ganz großartig meistert. Dass sie stark ist und das Richtige tut. Ich streichelte sie und staunte mit ihr über das was unsere Körper leisteten.
Und als dritte Säule nutzte ich die Visualisierung meines Muttermundes. Ich stellte mir ein großes, sich langsam aber beständig öffnendes Tor vor, welches die Sonne herein ließ und die Umgebung in ein warmes, helles und rötliches Licht tauchte.
Mit diesen Gedanken verharrte ich einige Zeit, ohne genau zu wissen wie lange es tatsächlich war. Ich verließ die Hockstellung und musste lachen, weil meine Beine eingeschlafen waren. Ich legte mich in der Wanne zurück, streckte meine Beine aus und Robert hielt meine Hand.
Susanne untersuchte mich erneut und sagte, dass der Muttermund inzwischen 7cm geöffnet sei. Sie lobte mich und ließ mich weiter in meiner Trance.
Und plötzlich passierte etwas unglaubliches für mich. Mit der nächsten Welle gab es einen mächtigen Rums in meinem Bauch und ich merkte, wie sich unsere Tochter mit ihrem Füßen kräftig abgestoßen hat und dadurch tiefer ins Becken gerutscht ist. Erstmals öffnete ich weit und überrascht die Augen und sagte zu Susanne und Angela, dass die Wellen immer kräftiger werden und ich den Drang habe mit zu schieben. Ich wusste, dass ich das nur machen sollte, wenn der Muttermund ganz geöffnet war.
Susanne zögerte kurz und untersuchte mich rasch noch einmal. Überrascht sagte sie: „ja - der Muttermund ist vollständig geöffnet, du darfst mit schieben.“ Das überraschte uns alle gleichermaßen. Die nächste Welle kam und mein Körper machte alles wie von alleine. Der Druck auf meinen Beckenboden wurde stark, die Gebärmutter zog sich zusammen und ich gab dem Drang zu Pressen nach. Ein lauteres Tönen half mir dabei die kräftige Bewegung auszugleichen. Darauf folgte wieder ein tiefes und langsames Einatmen und danach eine kurze Pause.
Die zweite Presswelle folgte und ich konnte sie ebenso meistern wie die erste. Dann sagte Susanne: „da hat es aber jemand eilig. Wenn du mit deiner Hand hin fasst, kannst du innen das Köpfchen schon spüren.“ Ich versuchte es, kam jedoch nicht hin und schon kam die dritte Presswelle. Susanne sagte mir, dass sie den Kopf bremsen würde, damit er nicht so schnell durch den Geburtskanal kommt. Kaum gesagt, war das Köpfchen schon geboren. Sie sagte mir: „noch eine Welle, dann ist sie da.“ Ich spürte wie die Welle begann, sagte: „da kommt sie“ und presste ein letztes Mal.
Mit dieser Sekunde viel ein enormer Druck von mir ab. Ich sackte entspannt nach hinten an den Wannenrand und schon hatte ich Yara Hedi im Arm liegen. Ich sah Robert an und konnte die Rührung deutlich in seinem Gesicht sehen. Ich brauchte zwei, drei Atemzüge und legte den Kopf entspannt in den Nacken. Mit einem mal war ich hellwach und fühlte mich kräftig und überglücklich. Ich sagte innerlich zu mir: „Was für ein wundervolles Erlebnis. Es ist wunderbar zu wissen, dass du dich auf dich, deinen Körper, deinen Partner und dein Baby verlassen kannst. Ihr seid ein spitzen Team. Die Geburt ist ein unbeschreibliches Gefühl. Es ist so kraftvoll, gleichzeitig entspannt und wunderschön.“
Dann schaute ich in meine linke Armbeuge, da lag sie und präsentierte uns direkt ihre kräftige Stimme. Mit jedem Schrei wurde ihre Farbe rosiger. Ich konnte unser Glück nicht fassen.
Das war’s? So schnell?
15:22 Uhr hörte ich die Hebamme sagen. Wir waren gerade mal 2 Stunden im Geburtshaus. Verrückt.
Das Wasser in der Wanne wurde kälter und Susanne sagte, wir sollten uns besser ins Bett kuscheln. Robert und Susanne stützen mich, Angela trug Yara, die immer noch durch ihre Nabelschnur mit mir verbunden war.
Wir kuschelten uns ins Bett und mich überkam ein kurzer Kälteschauer. Mein Körper ließ die Anspannung durch Zittern los. Ich kuschelte mich ein und hielt Yara in den Armen.
Als ich mich das nächste Mal im Zimmer umsah, brannten Kerzen, das Licht war gedämmt, Robert lag an meiner linken Seite und streichelte mich. Yara lag auf meiner nackten Brust und es dauerte nicht lange, bis sie die Brustwarze zu suchen begann. Susanne half mir beim Anlegen und Yara nuckelte.
Gegen 16 Uhr kam die zweite Diensthabende Hebamme Laura dazu. Ich entschuldigte mich bei ihr, dass sie die Geburt nicht mitbekommen hat, weil alles so schnell ging. Wir lachten.
Nachdem die Nabelschnur aufgehört hatte zu pulsieren, durfte Robert sie durchschneiden. Die nächsten Stunden vergingen wie in Zeitlupe. Wir lagen einfach nur da. Yara nuckelte, Robert und ich kuschelten. Susanne, Angela und Laura hatten sich zurück gezogen um den Papierkram fertig zu machen und wir genossen unsere Dreisamkeit.
Nachdem die Plazenta geboren wurde, wurde auch Yara für die U1 genauestens unter die Lupe genommen. Die kleine Maus ist in bestem gesundheitlichen Zustand.
Auch mir geht es wunderbar. Ich freue mich auf mein Nutellabrot und trinke den Tee, welchen mir die Hebammen gebracht haben.
Nach 4 Stunden ist es soweit. Wir dürfen nach Hause fahren. Yara wird angezogen und warm eingepackt. Robert holt das Auto und packt unsere Sachen zusammen. Gegen 19 Uhr fahren wir als kleine Familie in Idstein los und freuen uns auf unsere erste Nacht im eigenen zu Hause.
Und wie war das eigentlich mit dem ß-Streptokokken?
Ich hatte mich gegen die Antibiose unter der Geburt entschieden weil es mein größter Wunsch war, Yara im Geburtshaus zur Welt zu bringen. Und es war die absolut richtige Entscheidung. Wir beobachteten sie die Tage nach der Geburt ganz genau um bei Anzeichen auf eine Neugeboreneninfektion sofort und richtige reagieren zu können. Kein Grund zur Besorgnis.
Welchen Beitrag die Ernährung nach Dr. Louven zu meiner schnellen und leichten Geburt geleistet hat, kann ich nicht sicher sagen. Klar ist jedoch, die Ernährung war für mich kein Verzicht, es war eine bewusste Entscheidung für andere Lebensmittel, die mir schmeckten und mir gut taten.
Ob die Dammmassage dazu beigetragen hat, dass ich trotz der rasenden Geschwindigkeit von Yara keine Geburtsverletzungen davon getragen habe, wer weiß. Ab der 30sten SSW wurde die Massage jedenfalls für uns zu einer regelmäßigen Routine. Und schon nach kurzer Zeit konnten wir merken wie sich die Muskulatur dauerhaft entspannte.
Emotional war für mich die zufällige Angstregulation während der EmTrace Ausbildung der größte Gewinn. Ich ließ die Angst zu, schaute sie an, weinte, regulierte und befreite sie. Danach ging es mir so viel besser und ich wusste ganz sicher, dass ich es meistern würde. Wie die Hebammen zuvor gesagt haben, wenn du Ängste hast, ist das völlig normal. Wichtig ist, dass du dir Hilfe suchst und sie nicht weg zu schieben oder zu verdrängen versuchst.
Die Vorbereitung mit dem Kurs „die friedliche Geburt“ gab mir die meiste Kraft und Sicherheit. Die Hypnose lies mich mehr und mehr sicher werden, mein Vertrauen in mich, meinen Körper und mein Baby wuchs von Mal zu Mal. Ich würde es immer wieder tun.
Auch meine körperliche Fitness und die Massagen haben mir in der Vorbereitung einfach nur gut getan. Ich war es mir wert, mich gut um mich zu kümmern. Ich fühlte mich pudelwohl, fit und gesund. Die Schwangerschaft verlief ohne Komplikationen und ich konnte jeden Tag genießen.
Mein Gewicht, war am Ende mein persönliches Erfolgserlebnis. Ist habe in der gesamten Schwangerschaft nur 1kg zugenommen. Und das wirklich ohne Diät, Verzicht oder Geißeln. Einfach durch intuitive, gesunde Ernährung. Mit dem Glauben, dass es keine Heißhunger Attacken gibt und mir Süßes nicht gut bekommt.
Und die Entscheidung für die Geburt unseres ersten Kindes in das Geburtshaus nach Idstein zu gehen, war von Anfang an die einzig richtige. Ich fühlte mich jederzeit bestens betreut. Ich hatte das Gefühl über alles sprechen zu können und auf jede Frage eine für mich hilfreiche Antwort zu bekommen. Ich wurde als Frau ernst genommen und gestärkt. Ich durfte so sein und die Geburt so erleben, wie ich es wollte, in absoluter Selbstbestimmung. Ich bin allen Hebammen des Geburtshauses für dieses Erlebnis, die Begleitung, die Unterstützung und Stärkung so unendlich dankbar und ziehe meinen Hut vor ihrer beruflichen Aufgabe, die für unsere Gesellschaft von so großem Wert ist.
Danke für diese unvergessliche und wundervolle Erfahrung :-)