Geburtsbericht - Familie Hagen
Beweggründe
Bereits bei unserem ersten Sohn, der im Oktober 2020 zur Welt kam, hegten wir den Wunsch diesen im Geburtshaus zur Welt zu bringen. Leider ging dieser Wunsch damals, wegen eines vorzeitigen Blasensprungs auf welchen dann grünes Fruchtwasser folgte, nicht in Erfüllung. Nach der Erfahrung der Entbindung auf einer überfüllten und gleichzeitig unterbesetzten Krankenhausstation und einem Dank Corona-Maßnahmen sehr isolierten Aufenthalt auf der Wochenbettstation, wurden wir sehr darin bestärkt, ein zweites Kind ebenfalls vorrangig im Geburtshaus entbinden zu wollen.
Schwangerschaftsbegleitung im Geburtshaus
Direkt nach dem positiven Test setzten wir uns also im Sommer 2022 mit dem Geburtshaus in Verbindung und bekamen auch einen Platz. Wie in der vorherigen Schwangerschaft fühlte ich mich während der Vorsorgen im Geburtshaus immer sehr gut aufgehoben, verstanden und kompetent beraten. Anders als beim Frauenarzt, ging ich nach jeder Vorsorgeuntersuchung in Idstein mit einem guten Gefühl wieder nach Hause. Insgesamt war ich sehr positiv gestimmt und blickte sehr vertrauensvoll während einer insgesamt sehr unkompliziert verlaufenden Schwangerschaft auf meine nächste Geburt. Auch den Geburtsvorbereitungskurs für Mehrgebärende bei Vanessa genoss ich sehr. Ich fühlte mich in guten Händen, mit Verständnis und Kompetenz behandelt und zu keiner Zeit als Bürde.
Latenzphase
11 Tage vor errechnetem Entbindungstermin ging es dann los mit den ersten Wehen, daraufhin folgten viele zermürbende Tage mit diversen Fehlalarmen. Die Wehen gingen meist gegen Abend los und verebbten dann gegen 5 Uhr morgens wieder. Am niederschlagendsten empfand ich die Nacht im Geburtshaus, an der alle inklusive Hebamme dachten es ginge los, um 5 Uhr dann aber wieder alles verebbte und wir wieder unverrichteter Dinge nach Hause fahren mussten. Ein anderes Mal dachte ich, es sei evtl. Fruchtwasser abgegangen, es ist aber wohl nur der Schleimpfropf sehr flüssig abgegangen. In den Folgetagen hatte ich durchgehend wehen in unterschiedlicher Abstände und Intensität die aber meist gegen Morgen wieder verebbten.
Tag der Geburt
Dann kam Karfreitag, 1 Tag vor ET, und ich wachte wieder mit Wehen auf. Total verunsichert durch die zurückliegende Zeit, gab ich dieses Mal nicht viel darauf. Im Laufe des morgens wurden diese aber immer intensiver und hatten nun allesamt einen sehr eindeutigen Anfang und Ende, in den Fehlalarmen davor gab es zwischendrin immer mal ein paar diffuse Wehen dazwischen. Nachdem ich duschen war, wurden diese dann auch sehr regelmäßig, hatten allerdings einen Abstand von ca. 15 Minuten. Im Laufe des Tages verkürzte sich diese Zeit immer weiter, so dass ich um 15 Uhr doch so weit war es wieder zu wagen und im Geburtshaus anzurufen. Ans Telefon ging Carolin, wir verabredeten uns um 16 Uhr in Idstein. Nachdem sich in der halben Stunde, die wir uns fertig machten und los wollten, verstärkten sich meine Wehen sehr deutlich und kamen nun schon alle 5 Minuten. Im Auto war der Abstand dann wieder etwas länger, so dass ich wieder Angst vor einem Fehlalarm hatte.
Entbindung im Geburtshaus
Im Geburtshaus angekommen wurden wir von Carolin und die Praktikantin Robina begrüßten mich sehr freundlich und bestärkten mich sehr in der Annahme, dass es jetzt wirklich los gehen würde. Die wehen wurden dann auch schnell wieder doller, der Muttermund war dann bei der ersten Untersuchung auch schon auf 3 cm geöffnet und nicht mehr nur fingerdurchlässig. Nachdem ich dann eine Weile vorm Bett hockend die Wehen veratmete, da mir dies als das erträglichste erschien, ging es in die Badewanne. Als ich mich auszog, um dort hinein zu steigen, begann ich stark zu zittern, was mich anfangs schon erschreckte, die Ängste konnte mir von der lieben Carolin aber direkt genommen werden, dies ist wohl eine normale Reaktion des Körpers die unter der Geburt häufiger vor kommt. Das warme Wasser empfand ich zu Anfang als sehr erleichternd. In der Zwischenzeit war auch Angela als zweite Hebamme dazu gekommen. Nach einer Weile in der Wanne wurden die Wehen leider dann doch sehr, sehr schmerzhaft, irgendetwas schien nicht ganz zu stimmen, also ging es wieder heraus aus dem Bad. Nach einer Untersuchung war klar: der Muttermund war jetzt geöffnet, aber das Köpfchen stand leider schief im Becken. Das hieß für uns beide und die Hebammen: es musste geturnt werden. Das Ziel war, das Baby etwas zurück rutschen zu lassen, damit es sich dann im Anschluss etwas besser einstellt. Trotz Pressdrang durfte ich diesem also nicht nachgehen, damit das Kind eingestellt werden konnte. Während dieser Phase sprang dann auch die Fruchtblase. Um 20 Uhr kam dann auch Vanessa hinzu. Alles turnen schien nichts genutzt zu haben. Vanessa eröffnete mir, dass sie jetzt nochmal mit der Hand versuchen würde das Kind zurück zu schieben und zu drehen. Sollte dies keinen Erfolg haben, müsste ich wieder verlegt werden. Gott sei Dank schaffte Vanessa es, den kleinen Wurm dazu zu bewegen wieder etwas zurückzurutschen, so dass ich meinem Pressdrang endlich nachgeben konnte und so alles um ein Vielfaches erträglicher für mich wurde. Das Kind hatte es nun geschafft den Weg durch den Geburtsgang anzutreten, nun leider als Sternengucker wie sich hinterher herausstellen sollte. Nur ein paar Wehen später spürte ich wie das Köpfchen nun austrat. In meiner Erinnerung war dann schon 4 Wehen später, mittlerweile war es 20:47 Uhr, kam unser kleiner Mattis dann wirklich putzmunter, gesund und fast direkt rosa auf die Welt. Ich bekam ihn direkt auf die Brust gelegt und wir konnten kuscheln. Die Plazenta ließ sich etwas Zeit, nach dem ersten Stillen kam diese dann aber auch komplett auf die Welt. Meine Wunden wurden versorgt und Mattis vermessen, danach konnten wir noch eine ganze Weile unser Zusammensein genießen.
Abschluss
Noch vor 12 Uhr waren wir dann wieder zuhause angekommen, so dass wir unsere erste Nacht gemeinsam mit unserem ersten Sohn, der natürlich bereits im Familienbett schlief, erleben durften. Abschließend können wir nur sagen, dass wir und besonders Marina sich durchgehend sehr gut betreut gefühlt hat, am Schluss konnte man ja im Grunde sogar von einer 4:1 Betreuung sprechen. Im Krankenhaus waren wir die meiste Zeit allein gelassen worden, sogar in der Pressphase waren wir teilweise alleine. So etwas wollten wir nicht wieder erleben und das Geburtshaus gab uns den Raum dafür. Dass eine mögliche Verlegung wohl schon längere Zeit im Raum gestanden hat, habe ich wirklich erst in dem Moment mitbekommen, als Vanessa es mir ausdrücklich mitteilte. Dafür sind wir, und vor allem Marina sehr dankbar. Auch wenn diese Geburt jetzt vielleicht nicht aus dem Bilderbuch war, ist sie für uns doch alles in allem ein schönes, positives Erlebnis geworden und dies vor allem dank der tatkräftigen Unterstützung aller Beteiligten Hebammen. Würde ein drittes Kind für uns in Frage kommen, wir würden es wieder genauso machen.